Als die kleine Giraffe ihre Punkte verlor
Ich mache ein Kinderbuch

Woche 58
- 26.August 2007
Bei den llustrationen geht es auf das Ende zu. Die letzten Feinheiten sind dran, Schatten und Lichter werden verstärkt und ein Bild nach dem anderen geht durch die Endkontrolle. Eine große Illustration mache ich tatsächlich nochmal komplett neu, nur weil ich gerade Lust dazu habe und weil denke, dass sie mit kleinen Veränderungen eigentlich netter sein würde. Leider sitze ich dann mit zwei ähnlichen Illustrationen da und kann mich nicht entscheiden, welche ins Buch soll. Ich ermahne ich mich, dass das spontane Neuzeichnen nicht einreißen sollte, denn dann werde ich ja nie fertig. Und ich will jetzt unbedingt, dass das Buch noch in diesem Jahr fertig wird. Vom Zeitplan her sieht das ja ganz gut aus.

Mit dem Titelbild habe ich Probleme. Auf die plötzliche Eingebung, wie es aussehen soll, warte ich noch immer. Ich befürchte, dass ich erstmal die Illustrationen im Innenteil komplett fertigstellen muss, ehe mein Gehirn sich an die Titel-Eingebung machen wird. Außerdem muss ich noch überlegen, welche Farbe der Bucheinband haben soll. Dschungelgrün? Wasserblau? Punktebraun? Ich sollte bei meinem Druckereibesuch mal fragen, was alles möglich ist, ohne dass es teurer wird. Auf die Idee, jedem Buch einen braunen Stoffpunkt als angeblich “echten Punkt der kleinen Giraffe” beizulegen, verzichte ich, weil das Kindern Albträume machen könnte.

Ungünstig für das zügige Arbeiten ist, dass ich in der kommenden Woche ... na? - wer regelmäßig liest, wird es jetzt mit leichter Fassungslosigkeit ahnen... schon wieder für einige Tage weg fahre. Von außen betrachtet, sieht das wahrscheinlich etwas luxuriös aus. Ständig packe ich meinen Koffer und bin weg, auch wenn der Spaß meistens mit Arbeit zu tun hat. Manche Leute sind schon echt froh, wenn sie mich zwischen den vielen Kurzreisen mal ans Telefon bekommen. Eigentlich sollte ich so ein Leben erst NACH dem Bestseller führen, wenn ich dann ständig zu Lesungen unterwegs bin, nicht davor. Aber bei diesem Buch läuft eben einiges anders.

Sollte ich auf dem Weg zu meinen Kurzreisezielen das Manuskript mitnehmen und in Bahn und Flugzeug laut vorlesen, um eine Lesung zu üben?
Warum habe ich meinen Scanner immer noch nicht getestet??
Und was passiert sonst noch?



Woche 59 - 2.September 2007
Der Koffer ist wieder da und ich bin wieder da. Leider konnte ich die Giraffe auf die sommerliche Kurzreise nicht mitnehmen und sie steht noch so da, wie ich sie am letzten Sonntag verlassen habe. Beziehungsweise sie steht nicht, sondern liegt zusammen mit Farben und Pinseln in einer Kiste, die ins Nachbarzimmer gestellt wurde. Dort ist sie vor verschüttetem Tee und anderen Gefahren geschützt, die auf sie am Küchentisch immer lauern. Zugegeben, diese Gefahren sind am größten, wenn ICH in der Nähe bin, so dass sie vermutlich entspannt auf dem Tisch hätte liegen bleiben können, so lange ich unterwegs war, aber es geht ums Prinzip. Immerhin schaffe ich es, am letzten Tag der Woche noch neue Aquarellblöcke, drei frische Farbtöpfchen und zwei Radiergummis zu kaufen und mich mental auf das Kinderbuch einzustellen. Es spricht also nichts dagegen, dass es in der nächsten Woche endlich wieder recht zügig weitergeht.

Die Eidechse und das Affenbaby sind inzwischen ebenfalls aus dem Urlaub zurück und haben einen Aufnahmetermin für die nächste Woche mit mir ausgemacht. Wenn sie ihre kurzen Sätze gesprochen haben, sind alle Sprecher aufgenommen und nur ich muss meinen Part noch lesen. Das wird aber wohl an einem Nachmittag gemacht sein. Hoffe ich. Jetzt muss ich endlich mal den Scanner aktivieren, zwei Illus bearbeiten, eine Doppelseite komplett fertig gestalten und dann bei der etwa 150 km entfernten Druckerei vorbei fahren. Das wird wohl erst in der übernächsten Woche klappen, aber ich nehme an, dass bis dahin die Illus ziemlich komplett fertig sind und auch die Hör-CD schon im Grundaufbau steht. Wenn ich nicht gerade jetzt so viele andere Termine hätte, wäre ich vermutlich in zwei Wochen fertig. Immerhin ist vorerst keine weitere Kurzreise geplant, aber ich guck auch nicht in den Kalender, ob ich da gerade etwas verdränge. Es ist September und ich will in diesem Monat druckfertig werden. Mal sehen, ob ich das schaffe.

Habe ich Chancen meinen recht gefüllten Terminkalender einfach zu übersehen und nur Zeit für die Giraffe zu haben?
Will ich das überhaupt?
Und was passiert sonst noch?



Woche 60 - 9.September 2007
Spektakuläres passiert die ganze Woche lang nicht. Ich überarbeite die Illustrationen, was Zeit kostet, aber keine wirklich auffälligen Ergebnisse bringt. Hier noch etwas mehr Schatten, da den kompletten Hintergrund mit etwas mehr Farbe versehen, dort das sandige Gelb des Urwaldbodens dem des Nachbarbildes anpassen. Immer mehr Illus gehen durch die Endkontrolle und gelten als fertig. Unglaublich.

Die Eidechse und das Affenbaby verschieben den Termin auf den Anfang der nächsten Woche, und die Frösche, die auf der Hör-CD quaken und ja nur eine Person sind, bringen mir ihren Scanner mit. Sie haben sich einen neuen gekauft. Was Frösche eigentlich scannen, ist mir ein Rätsel. Seerosen? Ihre eigenen, nassen Füße? Vor allem, weil das mit dem Strom so nahe am Teich ja nicht ungefährlich ist. Auf jeden Fall habe ich jetzt meinen eigenen Scanner, der unbedingt mal neu installiert werden muss, ehe ich ihn vielleicht einsetzen kann und einen zusätzlichen Froschscanner. Wenn ich Glück habe, kann dann wenigstens einer von beiden Aquarell-Illustrationen perfekt scannen und ich kann den letzten Arbeitsgang mit den Illus angehen: Einscannen und ins Layout einpassen.

Das Titelbild ist immer noch nicht gemacht. Es ist klar, dass die Giraffe darauf zu sehen sein sollte, aber wie? Mit Punkten oder ohne? Mit Affen im Hintergrund? Lächelnd oder entsetzt guckend? In Nahaufnahme oder in der Totalen? Es muss ja der Reißer werden, damit beim ersten Blick auf das Buch das Interesse geweckt wird und der unaufhaltsame Wunsch entsteht, dieses Buch jetzt unbedingt haben zu müssen. Genau diesen Effekt könnte ich aber auch mit dem Aufkleber erreichen: “In einem dieser Bücher ist ein 1000-Euro-Schein! Vielleicht in diesem?” Aber das wäre nicht nur aus finanzieller Sicht absolut blöd, ich will ja auch, dass das Buch aus Interesse am Buch geholt wird. Also sollte ein nettes Titelbild drauf, zu dem mir leider noch nicht das richtige Motiv einfällt.

Die ganze Woche über habe ich die Ausrede, dass ich sowieso nicht mehr genug schwarze Tusche zum Zeichnen habe, denn der Laden, in dem ich sie sonst hole, macht inzwischen eine lange Mittagspause und ist immer geschlossen, wenn ich mittags dort bin. Ich sollte in der nächsten Woche einfach mal vor- oder nachmittgs vorbeifahren, das könnte meine Chancen auf ein neues Tuschetöpfchen extrem erhöhen.

Richtige Sorgen mache ich mir über das Titelbild übrigens nicht. Ich werde mich in der nächsten Woche daran setzen und es wird schon fluppen. Am besten zeichne ich eine neutrale Szene, in der die Giraffe ihre Punkte noch hat und in der sie den Buchbetrachter so ansieht, dass er sich persönlich angesprochen fühlt.

Kann ich im nächsten Bericht schon was vom Titelmotiv zeigen?
Ab wann soll ich die Werbespots in Kinos und Fernsehen starten?
Und was passiert sonst noch?


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