- “BASTA sind besser als die WISE GUYS!” - - “Die sind so wie die WISE GUYS vor fünf Jahren.” -
- “Ihre Texte sind noch sehr primitiv. Das ist eher was für Jüngere.” - - “Musikalisch phantastisch!” - - “Die von BASTA sind arrogant.” - - “BASTA wird total gepusht.” - - “Vielversprechende Newcomer!” -
- “Die beliebteste Kölner a-cappella-Gruppe” - - “Wie kann eine Gruppe, die kaum Auftritte hat, zur beliebtesten Kölner a-cappella-Gruppe werden?” -
- “Die sind schon sehr gut, aber noch weit von den WISE GUYS entfernt!” - - “Die machen bewußt so wenig Auftritte, um sich rar zu machen.” - - “Die haben keine selbstgeschriebenen Lieder” -
- “Die schreiben viel selbst” - Diese Äußerungen hatte ich im Laufe der letzten Monate über die a-cappella-Gruppe BASTA gehört. Auch in den Zeitungen standen immer wieder Artikel, die die Qualität der Gruppe
beschworen und ankündigten, dass die Kölner a-cappella-Szene jetzt neu gemischt würde. Es wurde Zeit, mir ein eigenes Bild zu machen. Waren sie wirklich besser als die WISE GUYS? Waren sie netter, reicher, berühmter,
besser aussehend und charmanter?? War es an der Zeit die WISE GUYS Seiten zu löschen und alles für die Konkurrenz-Gruppe freizuräumen? Natürlich hoffte ich, dass BASTA grauenhaft singen und dazu absolut unsympathisch
auftreten würde. Das würde es mir leicht machen, darüber zu schreiben. BASTA schlecht, WISE GUYS super, ein klares Bild, mit dem ich gut leben könnte. Feststellen zu müssen, dass BASTA besser ist, und das auch noch laut
zu sagen, würde mir wirklich weh tun. Wie konnte ich BASTA eigentlich unter diesen Voraussetzungen noch offen und neutral entgegengehen? Gar nicht. Trotzdem nahm ich mir vor, so objektiv wie möglich an die Sache
heranzugehen. Ich freute mich allerdings gar nicht auf den Abend. Ich fühlte mich wie eine Verräterin. Was war, wenn ich sie supertoll fand? Bei allem wußte ich, dass dieser Bericht auch noch von vielen Leuten
gelesen wird, die kritisch testen würden, ob ich objektiv geblieben bin. Super! Na, egal. Diese Suppe hatte ich mir eingebrockt und jetzt würde ich sie mit Anstand und der mir möglichen Eleganz auslöffeln müssen.
Ungeachtet der Möglichkeit, dass ich nachher von einer oder sogar beiden Seiten die Kelle um die Ohren gehauen bekommen könnte. Ehrlich gesagt, war ich den ganzen Tag über sehr nervös. Was ich in den letzten Tagen
gehört und gelesen hatte, klang nicht sehr gut für die WISE GUYS. Da schien eine Gruppe nachgewachsen zu sein, die den ersten Platz der Kölner a-cappella-Szene für sich beanspruchte. Mit mulmigem Gefühl ging ich ins
Gloria-Theater. Mist, keine Sitzplätze! Fand ich schon blöd, aber na ja. Ich suchte mir einen guten Überblickplatz auf dem erhöhten Podest und stand mir die Beine in den Bauch, während der Raum sich mit Publikum und
Zigarettenqualm füllte. Viele der meist jungen Zuschauer sahen etwas szenemäßig gestylt aus, und es war wirklich ein wenig anders, als bei einem WISE GUYS Konzert. Ich fühlte mich wie eine Spionin. Sah man mir
eigentlich an, dass ich in Wahrheit nicht dazugehörte? Um 20 Uhr sollte es losgehen, um 20 Uhr 20 hob sich endlich der Vorhang. Stars können sich das erlauben. Der Opener war die “Biene Maja”. Eindrucksvolle
Choreographie, besonders witzig, als auf die Maja getreten wurde, viel dum-dum im Hintergrund und eine Karel-Gott-Leadstimme. Recht witzig und passend für eine Comedy-Show, aber noch nicht besonders gut. Danach kam ein
Schlager über “Gabi”, dann das Anfangslied von “Wicki” und ich sah mir die nette Show an, grinste wenn es witzig wurde, und kam mir ganz schön blöd vor. Wer hatte mich hier verarscht? Das sollte die supergute
a-cappella-Gruppe sein, über die die Presse laut jubelte? Ich hörte eine oft hektische Begleitung, es wurde sehr häufig nicht sauber gesungen, es gab keine Dynamik, es war nicht rund und über die Textqualität möchte ich
gar nicht reden. Klar, sie hatten viel Humor, machten eine gute Show und groovten laut ab, aber das reichte nicht. Es war mehr kultig, als gut. Auf einer lustigen Party mit guten Leuten findet man das klasse, aber für
ein professionelles Konzert war mir das alles zu platt und nicht gekonnt genug. Ihr schräges “Satisfaction” war mit den Blockflöten sehr witzig und wirklich gut gebracht, aber dafür musste man keine a-cappella-Gruppe
sein! Schon in der Pause war mir klar, dass man die WISE GUYS nicht mit BASTA vergleichen konnte. Das waren zwei völlig verschiedene Sachen, die auch im Qualitätsanspruch weit auseinander lagen. Die BASTAS selbst
kamen mir normal, nett und nicht arrogant vor. Sie hatten Humor, lachten viel und zogen ihre Show gut ab. Die Stimmung beim Publikum war wirklich sehr gut und es gab auch viele jubelnde Fans (Party! Party!), aber für
mich war BASTA eine von vielen a-cappella-Gruppen. Nett, aber nicht wirklich gut. Recht schön das erste Lied nach der Pause, bei dem sie nacheinander einsetzten, um die einzelnen Stimmen vorzuführen, aber die
Solostellen fielen ab und bevor es wieder besser wurde, war es zu Ende. Die zweite Hälfte des Konzertes war qualitätsmäßig eindeutig besser, aber wenn nicht sowieso mit neuem Text gecovert wurde, kam mir die Melodie
auch bei den selbstgeschriebenen Liedern bekannt vor. Mir ging das Lied der Prinzen durch den Kopf: “Es ist alles nur geklaut....” Es gab nichts Neues, nichts Eigenes. Und es hörte sich alles sehr ähnlich an. Hübsch war
der Refrain in “armer, kleiner Pilot” und gut gefallen hat mir nur “Lara”. Zwischendurch gab es durchaus schöne Stellen, aber meistens war es witzig, aber musikalisch nicht beeindruckend. Wie zum Beispiel ein rhythmisch
toller Rap, der supergute Comedy war, für die man aber auch wieder keine a-cappella-Gruppe sein musste. Das hat Hape Kerkeling mit seinem “Helsinki is hell” auch hingekriegt.
Was stand so groß auf dem optisch
wirklich tollen BASTA-Plakat? Schräge a-cappella mit Hitqualität? Also, nein, Hitqualität hatte da kein einziger Song! Schräg war’s schon manchmal. Ich fragte mich, wer für die überschwänglichen Zeitungsartikel
verantwortlich war. Nach dem Lesen einiger Artikel hatte ich wirklich geglaubt, dass BASTA frech, stimmlich perfekt und vor allem sehr professionell war. Was ich an diesem Abend sah, war weit davon entfernt. An einen
Umsturz der a-cappella-Szene war wirklich nicht zu denken. Und ich hatte mir Sorgen gemacht! Irgendwie hatte ich das dumme Gefühl, dass BASTA mit Hilfe der tollen Artikel beliebt und bekannt gemacht werden sollte. Dazu
paßte jetzt auch meine Feststellung, dass sehr viele Leute, die ich gefragt hatte, von der Aufsteiger-Gruppe gelesen, aber kaum einer sie schon gehört hatte. Aber alle hatten sie lobend und anerkennend als direkte
Gefahr für die WISE GUYS eingeschätzt. OK, BASTA hatte seine Fans, was auch völlig in Ordnung war. Man konnte in einem Konzert von ihnen viel Spaß haben und mit guter Laune der Show und gut geübten Choreographie
zusehen. Auch die Lieder waren oft witzig und unterhaltsam. Aber selbst wenn ich kein WISE GUYS Fan wäre, hätte mich der Abend nicht weiter beeindruckt. Schlußbemerkung:
Das war wohl nichts. Nett und amüsant, aber vom ‘neuen Stern am a-cappella-Himmel’ habe ich nichts gesehen. Und ich bin wirklich ganz ehrlich und hätte es bemerkt und auch offen geschrieben, wenn es sehr gut gewesen wäre! BASTA muss noch eine Menge an a-cappella-Qualität gewinnen, oder sich ganz der Show- und Comedy-Richtung zuwenden, um wirklich zu leuchten. Ich glaube sogar, dass sie eher in der Comedy sehr gut und wirklich erfolgreich wären. Und da könnte man anerkennend sagen: “Die können ja sogar ganz gut singen!”
Und eigentlich wollte ich zunächst noch auf die Moderationen, die einzelnen Stimmen und ihre große Klappe in Interviews eingehen, aber das ist mir inzwischen viel zu blöd. BASTA scheinen nette Jungs zu sein, die noch
nicht wissen, dass man vielleicht künstlich nach oben gebracht werden kann, sich dort aber ohne Qualität nicht lange hält. Und ganz wichtig: BASTA sollte nicht den Fehler machen und alles glauben, was über sie in der
Zeitung steht. |