23.August 2001, Atelier-Café, Köln
“Die Globetrottel”
Tom van Hasselt und Harry Heib

Gratis und nicht umsonst, so hieß das Sommerprogramm des Atelier-Cafés und mir war klar, dass ein Besuch bei Tom van Hasselt sicher nicht umsonst war. Dafür aber ohne Eintrittsgeld. Fünf Abende lang spielte und sang er mit Harry Heib zusammen Lieder zum Thema ‘Sommerurlaub’ und am letzten Abend hatten wir es endlich doch noch in die Vorstellung geschafft. (Spätabendliche Vorstellungen mitten in der Woche sind für Leute, bei denen der Wecker um 6 Uhr 30 klingelt nicht ideal.) Um 22 Uhr 30 sollte es losgehen, um 22 Uhr kamen wir an und trafen auf Tom, Harry, zwei gemütlich plauschende Bedienungen und etwa 30 Stühle im leeren Café. Kein Grund zur Panik, es war ja noch früh. Die Stühle waren in kleinen Reihen aufgebaut worden, in der hinteren Ecke stand ein schwarzes Klavier und 20 Minuten lang saßen wir alleine und lasen Zeitung. Dann trudelten auf einmal weitere Besucher langsam ein und um 22 Uhr 30 waren tatsächlich alle Stühle besetzt und einige Leute mussten sogar am Rand stehen. Verblüffend.

Rosa Wirtz (ich glaube die Leiterin des Theaters, ich weiß es gar nicht genau) sagte das Solo- bzw Duo-Programm an und schon stürmte Tom van Hasselt zur kleinen Bühne. Im schwarzen Anzug, mit weißem Hemd, aber alles sehr lässig, zumal die Hose hochgekrempelt war und die nackten Füße in Birkenstock-Schlappen steckten. Er suchte nach seinem Kollegen Harry, setzte sich dann genervt ans Klavier und spielte den ‘Globetrottel-Blues’. In der Zwischenzeit tauchte der ähnlich gekleidete Kollege mit großem Koffer auf und suchte die erste Reihe ab. “Wo ist denn mein Handtuch? Ich hab’s doch heute morgen hier hingelegt!” Es war gleich ein schöner Einstieg in das Thema, und als sie die weiteren Strophen laut, kraftvoll und zweistimmig sangen, war das kleine Café von vorne bis hinten voll Musik. Sehr schön!

Danach ging es ohne Lücken weiter mit Kommentaren und Liedern, in denen viele Formen des Sommerurlaubes angesprochen wurden. Ob Camping, Stau, weiße Socken in Sandalen oder Beziehungen, alles wurde witzig und sehr wiedererkennbar in teilweise unglaublichem Texttempo vorgetragen. Klasse natürlich wieder die genialen Sprachschöpfungen von Tom van Hasselt, der souverän ‘Handball, Federball, Maskenball und Schwäbisch Hall’ mixte und auch vor ‘Automarken-Strauchtomaten’ nicht zurückschreckte. Ein großes Vergnügen zuzuhören, obwohl ich wieder mal nur einen Bruchteil behalten habe. Wie die beiden ihre strophenreichenTexte so runterrasseln können, bleibt mir sowieso ein ewiges Rätsel. Ein Texthänger “Ach, bin ich dran?”, gefolgt von dem zum zweitenmal mit lautem Krach umkippenden Mikrophonständer machte die Stimmung noch lustiger und privater, und gemeinsam lachte und schwitzte man sich durch den extrem warmen Abend. Bei dem Wetter war man von alleine in Urlaubsstimmung.

Sehr schön das romantische “Wave”, mit angepasstem Tom-Text und einer Sonnenmilchflasche, die lässig südamerikanische Rhythmen rasselte. Am Ende zeigte sich der harte ‘Animator’ (Betonung auf dem zweiten A) als ‘Ferienspaßdiktator’ und brachte die Zuschauer energisch zum Aufstehen und Mitklatschen. Ein letztes, schnelles Lied über den soeben überstandenen Urlaub und es war Schluß. Viel Applaus für den kurzweiligen Abend, der mit Power, Energie und erkennbarem Spaß gebracht wurde. Da könnte auch noch mehr draus gemacht werden, ein abendfüllendes Programm zum Beispiel.

Gar nicht erwähnt habe ich jetzt, dass die beiden sehr nett und natürlich waren, gut miteinander gesungen haben und Tom wunderbar Klavier gespielt hat. War aber doch irgendwie klar, oder?

Weitere Infos und Termine bei
www.tom-van-hasselt.de
 

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