23.2.2005, Duisburg, Rheinhausenhalle
MARTIN RÜTTER ALLTAG MIT HUND Eine Reise in die Psyche von Mensch und Hund - und ein überhaupt nicht trockener Vortrag.
”Ich gehe zum Hundepsychologen” kündigte ich gerne mein Vorhaben an und freute mich über die
verblüfften Blicke meiner Gegenüber. Klang ja sehr abgedreht und ließ im für mich günstigsten Fall vermuten, dass ich mein übersensibles Hündchen auf die Couch eines Therapeuten legte. Aber ich hatte gar keinen Hund.
Trotzdem saß ich an den Sonntagabenden gebannt vor dem Fernseher und sah in der Doku-Serie “Eine Couch für alle Felle” zu, wie der Hundepsychologe Martin Rütter mit Kompetenz, Konsequenz
und Humor vor allem den Besitzern der “schwierigen” Hunde klar machte, was zu tun war. Dass er oft “Hundeflüsterer” genannt wurde, weil er meistens verblüffend schnell und ganz ohne Gewalt
und Geschrei zum gewünschten Ergebnis kam, war verständlich, aber trotzdem eine völlig falsche Bezeichnung. Er flüsterte überhaupt nicht, sondern gab ruhige Kommandos, nahm eine dem Hund
verständliche Körperhaltung ein und gab dem Miteinander klare Regeln. Das Problem blieben in manchen Fällen die Menschen, die ihre nicht kontrollierbaren Hunde lieber weiterhin wie
kuschelige Spieltierchen behandelten und in das alte Verhaltensmuster zurückfielen.
Jetzt ging Martin Rütter in Deutschland auf Tour. “Und was macht der da?”, war die häufigste
Frage, die ich zu hören bekam. “Der erzählt was über Hunde.” “Aaahja. - Bringt da jeder seinen Hund mit, oder wie?” Nein, Hunde waren in der Veranstaltung nicht erlaubt, was ja völlig klar war,
denn fünfhundert oder auch nur dreihundert mitgebrachte Hunde hätten im Saal Show genug gemacht, ohne dass es wirklich informativ gewesen wäre. Martin Rütter wollte alleine auf der
Bühne stehen, über das Thema erzählen, Erklärungen geben, dabei aber auch auf Fragen der Zuschauer eingehen. Das hörte sich zunächst nicht nach umwerfend prickelnder Show, aber doch
schon recht interessant an, fand ich, und da Martin Rütter so kompetent und humorvoll rüberkam und im Fernsehen bei der Arbeit kurzweilig anzusehen war, war ich mir völlig sicher, dass er das
auch bei einem Vortrag war. Und so fuhr ich nach Duisburg.
Duisburg als Veranstaltungsort war eine Art Heimspiel, denn Martin Rütter war in der Gegend
aufgewachsen. Es gab unter den Besuchern neben vielen Hundebesitzern, die ihn aus dem Fernsehen kannten und Rat bei ihren Problemen suchten, auch Verwandte und sogar Freunde aus
der Kindergarten- und Schulzeit. Die Zuschauer waren fast alle praktisch-robust gekleidet und sahen aus, als ob sie so auch mit ihrem Hund durch den Wald liefen. Weniger Röcke und zarte
Stöckelschuhe, mehr feste Schnürschuhe und Pullover. Martin Rütter fiel zwischen ihnen nicht weiter auf, als er sich vor der Veranstaltung ungestört im Saal bewegte und Bekannte begrüßte. Er
wirkte freundlich, unkompliziert und ziemlich jungenhaft. Seine Bewegungen waren ruhig, aber nicht langsam und an seinen wachen Augen und den Blicken, die er herumwandern ließ, konnte man
erkennen, dass er gewohnt war Situationen zu beobachten und zu erfassen. Der bekam alles mit. Die Vorstellung begann. Auf der Videoleinwand, die bis dahin Ausschnitte aus der WDR-Doku
gezeigt hatte, erschien ein Anfangsbild, und der Hauptdarsteller betrat die Bühne. Der
Zuschauerbereich blieb hell, Martin Rütter begrüßte locker das Publikum und erklärte kurz, dass es nicht schwerpunktmäßig darum ginge, ob der Hund “Sitz” oder “Platz” mache, sondern um das Miteinander.
“Sie haben zu jeder Zeit die Möglichkeit Fragen zu stellen. Keine Hemmungen!”, forderte er freundlich grinsend auf. “Wer von Ihnen hat KEINEN Hund?” Einige Arme gingen nach oben. Er rief laut und
erstaunt: “WARUM SIND SIE HIER??” Nun ja, das hätte ich ihm in meinem Fall erklären können, aber zum Glück musste ich gerade Notizen machen und konnte nicht antworten. Wäre auch etwas länger geworden. Dafür
meldete sich eine Dame: “Ich hab ‘ne Katze, die wie ein Hund ist!” Die Zuschauer lachten los und Martin Rütter verdrehte lachend die Augen und stöhnte: “Ohje!” Aber dann meldete sich eine
Frauenstimme: “Ich bin hier, weil ich mir gerne einen Hund anschaffen möchte.” “Danke!” freute sich Martin Rütter. Das Programm war in verschiedene Bereiche unterteilt. Los ging es mit der Überschrift: “Hund und
Kind” und sofort war Mitmachen angesagt. Ein Bild auf der Leinwand zeigte eine Situation, in der ein Mann ein Kind auf einem Hund festhielt, und Martin Rütter fragte von der Bühne herab in den
Saal: “Was sehen Sie?” Das war fast wie Schule, nur viel netter.
Wer etwas wusste, rief es in den Raum, und da es nicht schwer war auf dem Bild zu entdecken
und zu deuten, wurde eifrig mitgemacht. Der Hund legte die Ohren an, wirkte nicht entspannt, würde lieber weggehen.... und Martin Rütter bestätigte und erklärte Zeichen der Körpersprache.
“Gefahrenpotenial - Ja oder Nein?” fragte er plötzlich. “Mmmmmh”, so ganz klar war das nicht, und einige meinten schließlich “Ja”, andere “Nein”. “Jetzt in dieser Situation wird das nicht
gefährlich werden”, bestätigte der Hundepsychologe, “aber vielleicht einmal später, wenn der Hund das Kind mit einer negativen Situation verbindet und seinen Frust rauslässst.” Allerdings
betonte er sofort: “Es KANN ein Problem werden, es MUSS nicht.” Nicht jeder Hund wurde bei nachlässiger oder falscher Erziehung gefährlich, aber viele unbeabsichtigte Fehler konnten eine
für Hund und Mensch unbefriedigende Situation geben. Nacheinander wurden verschiedene Bilder gezeigt, auf denen unterschiedlichen Situationen
dargestellt waren, die gemeinsam erkannt und besprochen wurden. Das schulte die Beobachtung der Zuschauer und sensibilisierte sie für die Hunde-Körpersprache. Wann wirkte der Hund
entspannt, wann angespannt und gestresst? Was waren die Ursachen? Was hätte man vermeiden sollen? Bis dahin war ich noch lässig dabei und fühlte mich ziemlich gut. War ja alles ganz logisch.
Ich hatte zwar keinen eigenen Hund, war aber durch Ferienhunde hundeerfahren und hatte klare Vorstellungen von einer konsequenten Hundeerziehung. Mir konnte Herr Rütter wahrscheinlich gar
nicht so viel Neues erzählen. Vermutlich dachten das die meisten Besucher, aber das änderte sich. “Wann gehe ich dazwischen, wenn Hund und Kind wild spielen?” fragte eine Frau, und Martin
Rütter betonte knapp: “Immer!”, was viele Anwesende hörbar er staunte. Er erklärte es sofort: “Das
ist immer ein Kräftemessen und der Hund merkt schnell, dass er stärker ist und gewinnen kann, wenn er will.“ Er wies darauf hin, dass Hundemütter Kampfspiele mit ihren Welpen sofort unterbanden und
auch Führungshunde ein Kräftemessen vermieden. Stattdessen sollten die Hunde mit Futtersuch- Dressier- und Geschicklichkeitspielen gefordert werden. Spiele, bei denen der Mensch die
Kommandos gab und die Leitung übernahm. “Was für Anforderungen haben Sie an ihren Hund?” fragte Martin Rütter interessiert und wiederholte die sofort vielfältig eingehenden
Antworten. “Er soll hören, nicht jagen, Bälle apportieren, aufpassen, aber nicht ZU sehr aufpassen, lieb sein, kuschelig sein, nach Möglichkeit 45 Kommandos kennen, auf die er sofort
hört...” Dann fragte er andersherum: “Was wünscht sich Ihr Hund?” “Fressen, Rennen, Spielen, Jagen, Sex...” waren die Antworten, und endlich rief jemand: “Sicherheit.” Martin Rütter reagierte
erstaunt: “Das kommt sonst eigentlich nie”, und er bestätigte: “Wichtig für Ihren Hund ist, dass Sie ihm Sicherheit vermitteln. Wenn Sie dabei sind, ist alles OK. Die meisten Menschen erfüllen
unbewußt nicht die Anforderungen, die der Hund hat.”
Um dem Hund Sicherheit zu vermitteln, musste der Mensch für ihn eine kompetente
Führungsperson sein, auf die er sich verlassen konnte. “Klare Führung und gesunde Distanz”, stellte Martin Rütter fest, und eine klägliche Stimme fragte: “Also nicht mit ins Bett nehmen??” Die
Antwort erstaunte die meisten Zuschauer schon wieder: “Das Bett ist nicht das Problem.”
Es war alles hochinteressant. Martin Rütter wanderte über die Bühne, erzählte locker und
lebendig, stoppte immer wieder um Zwischenfragen zu stellen und bezog das Publikum voll ein. Auch von den Zuschauern wurden immer wieder Fragen an ihn gestellt, die meistens um
individuelle Probleme mit dem eigenen Hund gingen. Da das oft genau zum Themenbereich passte, waren das perfekte Beispiele, an denen Martin Rütter Lösungen aufzeigen konnte. Das tat er
logisch, nachvollziehbar und sehr kompetent. Er kon nte genau sagen, wie der Hund in bestimmten
Situationen reagierte, ehe der Besitzer es erzählte. “Und wenn Sie ihn nicht beachten, stupst er mit der Nase.” “Ja, genau.” “Und dann kommt er mit der Pfote.” “Ja!” die meisten Zuschauer kannten die Situation und
lachten los. Aber Martin Rütter ging noch weiter. Er erzählte, was der Hund mit diesem Verhalten zeigte. Was?? Wenn der einem so nett schwanzwedelnd mit seinem Spielzeug entgegenkam, ging es eigentlich um
Territorialverhalten?? Und konnte der Hund, der mir den Kopf auf’s Bein legte und mich hingebungsvoll schmachtend ansah, wirklich in diesem Moment denken, dass ER zu bestimmen hatte wann Spielzeit war? Ja,
konnte er, wie ich Martin Rütter nach seinen kurzen, aber völlig logisch ineinander übergreifenden Erklärungen glaubte. Ab und zu drehte er die Situation in eine menschliche
Beziehung um und machte die Absurdität einiger Verhaltensweisen überspitzt, witzig, aber umso deutlicher klar. Dann erfüllte lautes Gelächter den Saal und alle waren sehr amüsiert, auch wenn,
oder gerade weil sie zum Teil ihr eigenes Verhalten wiedererkannten. Es war eine wunderbar lockere Atmosphäre, bei der alle sehr aufmerksam und konzentriert blieben. Vorher hatte ich mich
erkundigt, wie lange die Veranstaltung dauern würde, und ein Mitarbeiter sagte: “Mit Pause etwa drei Stunden”. Ich guckte wohl etwas überrascht und er schob lässig hinterher: “Das vergeht wie
im Fluge.” Er hatte Recht. Der erste Teil war blitzschnell vorbei. Während der Pause gab es am Artikelstand im Foyer Bücher und DVDs von Martin Rütter zu kaufen
und besonders die T-Shirts wurden belacht, auf denen “Der tut nix!” oder “Der will nur spielen!” stand. Die Sätze, die von Hundebesitzern, die ihre Hunde nicht zuverlässig zurückrufen konnten,
am häufigsten gebraucht wurden. Die Gespräche der Zuschauer drehten sich fast nur um Hunde. Ich streifte durch das Foyer und hörte auf die Wortfetzen: “...ich hatte ja mal zwei Pekinesen...”,
“...der wirft sich hin ohne Ende. Wennde draußen im Wald bist, krisste Spaß....”, “...und dann haut er immer ab...” “...das war echt mein Lieblingshund...” Außerdem merkte ich, dass häufig eine Art
Fachgespräch geführt wurde. Toll: Schon nach der ersten Hälfte des Vortrages hatten viele Zuschauer gelernt aufmerksam hinzusehen, zu überlegen, was der Hund mit seinem Verhalten
ausdrückte und wie sie darauf besser reagieren sollten. “Hat er die Ohren dabei nach hinten geklappt?” fragte eine Frau interessiert bei ihrer Nachbarin nach. Genau das war es, was Martin
Rütter erreichen wollte! Keine generell gültigen Anweisungen und Erziehungsmaßnahmen geben, die auch völlig unsinnig wären, weil jeder Hund ein Individuum ist, sondern Hundebesitzer
informieren und sensibilisieren, die dann ihren Hund und das eigene Verhalten aufmerksam beobachteten und ein Gefühl dafür entwickelten konnten, was der Hund brauchte. “Hunde haben
eine Art zu kommunizieren, die meistens über die Körperhaltung ausgedrückt wird. Da muss man als Mensch einen Schritt auf den Hund zugehen und ihm sozusagen mal zuhören”, hatte er kurz vorher gesagt.
An einem Tisch im Foyer saß Martin Rütter, signierte Bücher und hielt gleichzeitig Beratungsgespräche. Sehr freundlich u nd geduldig hörte er sich die Probleme mit den jeweiligen Hunden an und gab kurze Tipps oder bei größeren
Problemen den Rat in ein Seminar oder eine ausführlichere Beratung zu kommen. “Das kann ich auf die Schnelle nicht beurteilen, dazu müsste ich mir das ansehen”, war manchmal die Antwort, die ich ganz
logisch fand. Auf Fragen wie: “Mein Hund ist drei Jahre alt, knurrt die Nichte an, zerkaut alle Bälle und haut ab, wenn er nicht an der Leine ist”, gab es mit Sicherheit keine Schnelltherapie, die mit zwei Sätzen
erklärt war. Außerdem musste festgestellt werden, warum der Hund das machte und wie die Besitzer sich in der Situation verhielten. Nach der Pause erzählte Martin Rütter grinsend, dass
die meisten Fragen mit: “Ich hab’ mal ‘ne ganz kurze Frage...” begannen, und oft mit: “Meinen ersten Hund hatte ich 1972...” weitergingen. Er lachte darüber,
zeigte aber Verständnis und blieb sehr nett. Und bei aller Jungenhaftigkeit und der lockeren, natürlichen Art strahlte er trotzdem eine Art Distanz aus, die die Leute davon abhielt ihm einfach
auf die Schulter zu klopfen. Eigentlich kam er mir im Verhalten wie der Leithund im Rudel vor. Ruhig, bedacht, souverän, freundliche Aufmerksamkeit, aber auch eine klare Grenze, wenn es zu
nah ging. Er konnte ein Gespräch freundlich, aber sehr bestimmt beenden und hatte jederzeit die Kontrolle über die Situation. Die Rudelhunde, bzw. Zuschauer, die um ihn herum standen, benahmen sich dementsprechend ruhig und
ordentlich, weil er falsches und nerviges Verhalten wahrscheinlich einfach ignoriert hätte und sofort weggegangen wäre. Er zeigte genau die sichere, kompetente Ausstrahlung, die ein Rudelboss haben musste.
Nebenbei gesagt: Bei einigen Frauen hatte ich das unbestimmte Gefühl, dass sie nicht wegen ihres Hundes, sondern eher wegen Martin Rütter in der Veranstaltung waren, aber das fand ich völlig in Ordnung.
Immerhin war er verständnissvoll, nett, humorvoll, charmant... und lernen konnte man auch was am Abend. Irgendwo begegnete man ja immer mal Hunden, bei denen man sein Wissen anwenden
konnte. Ich war ja auch hundelos, aber nicht nur wegen Martin Rütter da, sondern weil ich ihn und seine Arbeit klasse fand und einfach mal über einen Tourabend berichten wollte.
Auch im zweiten Teil des Programmes gab es interessante Sachen zu lernen. “Wer hat einen Hund, der beim Klingeln bellt?” wollte Martin Rütter wissen, und viele Arme gingen in die Luft. Das
schien ein natürliches Verhalten zu sein. Freudig fragte er nach: “Erzählen Sie mir Ihre Trainingsstrategie! Wie haben sie ihm das beigebracht?” Es stellte sich bei der Nachfrage heraus,
dass die Hunde das als Welpen nicht gemacht hatten, es also überhaupt kein natürliches, sondern antrainiertes Verhalten war. Aber wie und warum? Die meisten Besitzer waren von dem Verhalten
genervt, mussten es aber wohl selber verursacht haben. Martin Rütter konnte es erklären und e s war wieder mal ganz logisch. Klingeln, Aufregung, alle springen auf und rennen zur Tür, der Hund bekommt dort die volle Aufmerksamkeit des Besuchers, wird begrüßt und gestreichelt
oder hat seinen Besitzer, der genervt: “Sitz! Halt! Sei ruhig!” ruft. Im Mittelpunkt also der Hund, der Zuwendung bekommt und merkt, dass er wichtig ist. Je mehr er durchdreht, desto aufregender wird das
Ganze. Wie langweilig, wenn beim Klingeln plötzlich gar nichts mehr passieren würde, wie Martin Rütter als Tipp empfahl. Bekannte klingeln lassen und einfach alles ignorieren. Oder den aufgeregten Hund
nicht nur beim Klingeln in die Küche schicken, sondern einfach mal so zwischendurch, um die Verknüpfung zwischen Klingeln, Stress und Aufregung zu lösen. “Üben Sie das täglich mit
Freunden und Bekannten!” riet der Psychologe und die Zuschauer protestierten halblaut. Martin Rütter grinste wieder mal und nickte: “Ja, Hundetraining ist Arbeit!”
Als er empfahl den Hund mal sieben Tage lang zu ignorieren, hielten sie Zuschauer im Saal kurz die Luft an und reagierten danach recht fassungslos und unverständig. “Häääh??” Amüsiert lachte
Martin Rütter: “Da macht der so ‘nen netten Eindruck und jetzt so was!”, aber erklärte sofort was er damit meinte. Es sollte auf keinen Fall eine soziale Isolation sein, sondern den Hund vor der
Dauerbedudelung der Menschensprache retten (Martin Rütter: “Das ist schwer für Menschen, das weiß ich”) und ihm durch eine ruhige, sachliche Behandlung ein großes Maß an Sicherheit vermitteln. OK - d as klang ja wieder überzeugend, auch wenn die skeptischen Blicke mancher
Besucher zeigten, dass sie das beim Blick in die treuen Hundeaugen ihrer Lieblinge sicher nicht durchhalten würden. Ein liebevolles, aber etwas distanziertes Verhältnis, wie Martin Rütter es empfahl und wie es
für den Hund eigentlich ideal war, wollten viele dann doch nicht konsequent durchsetzen. Aber wenigstens wussten sie jetzt, woran es liegen konnte, wenn der eine Hund beim Rufen nicht sofort kam und der andere
“sein” Wohnzimmer vor Besuchern verteidigte. Gegen Ende des langen, aber trotzdem extrem kurzweiligen Vortrages wunderte ich mich, dass mir das alles nicht schon vorher klar gewesen war. Dafür,
dass ich mich als gute Hundeversteherin gefühlt hatte, hatte ich an diesem Abend eine Menge meiner Theorien in den Müll werfen und einige Sachen völlig neu interpretieren müssen. Mit den von Martin Rütter so
leicht und verständlich vermittelten Grundkenntnissen, konnte ich jetzt an viele Sachen ganz anders herangehen. Vor allem half die Frage: Wie regelt das ein Alphatier im Hunderudel, und
welchen Sinn macht mein Verhalten für meinen Hund. Martin Rütter verabschiedete sich: “Sie kommen ja gleich nach Hause und ignorieren Ihren Hund...”
und wurde von großem Gelächter unterbrochen. Aber er zeigte sich versöhnlich und bat darum, jetzt nicht ganz plötzlich den gewohnten Umgang mit dem Hund zu ändern und alles Vertraute zu
streichen, weil das den Hund nur verwirren würde. “Machen Sie es schrittweise und denken Sie immer darüber nach: Was könnte eine Hilfe für meinen HUND werden, nicht nur für Sie.”
Es gab viel Beifall, und während die meisten Zuschauer aufstanden und ihre Sachen
zusammenpackten, war Martin Rütter schon wieder von vielen Besuchern umgeben, die “mal ‘ne ganz kurze Frage” hatten.
Wer sollte einen Vortrag von Martin Rütter besuchen?
Ich bin davon überzeugt, dass JEDER Hundebesitzer etwas aus dem Vortrag lernen kann und neue Anregungen für den Umgang mit seinem Hund bekommt. Das gilt nicht nur für Besitzer von
problematischen Hunden, sondern für alle Hundebesitzer. Das Ziel von Martin Rütter sind nicht perfekt abgerichtete Hunde, sondern Hunde, die sich bei den aufgestellten Regeln sicher und
stressfrei fühlen, Vertrauen in ihre Führungsperson haben und somit leichter zu führen sind. Leute, die sich gerne einen Hund anschaffen möchten, sollten UNBEDINGT vorher in den Vortrag
gehen, der einen Einblick in das Hundeverhalten gibt und eine größere Sicherheit im Umgang mit dem Hund vermittelt. Außerdem wird klar, dass es bei einem Familienhund nicht um Sitz, Platz und
dreimal am Tag spazierengehen geht, sondern dass ein gutes Miteinander von ganz anderen Sachen abhängt.“Und, wollen Sie sich JETZT einen Hund holen?” fragte Martin Rütter mich nach der
Veranstaltung. “Nein, jetzt erst recht nicht”, antwortete ich sofort. Theatralisch verzweifelt deckte er die Hand über die Augen und jammerte: “Was hab ich falsch gemacht?” “Ich weiß jetzt
noch besser, dass ich viel zu wenig Zeit für einen Hund habe und mich nicht ausreichend um ihn kümmern kann”, erklärte ich, und er grinste zufrieden: “Gut!”
Naja, ich gebe zu, dass ich seit Jahren total gerne einen Hund hätte und mir bestimmt mal einer zuläuft, den ich dann behalten werde. Aber mir ist auch klar, dass ich dann meinen Tagesablauf
ändern werde, um ihm ein interessanter, kompetenter und wirklich guter Führungsmensch zu sein. Und wie ich das werden kann, und was ich vermeiden sollte, habe ich zu großen Teilen schon an
einem Abend bei Martin Rütter gelernt. Der Rest ist logisches Denken und - wenn alles nicht klappt - ein Besuch im “Zentrum für Mensch und Hund” von Martin Rütter, wo Hilfe zur Selbsthilfe gegeben wird. Fazit: Ein extrem informativer, kurzweiliger, sogar lustiger Abend, den ich jedem
Hundebesitzer und erst recht jedem potentiellen Hundebesitzer nur empfehlen kann! Martin Rütter ist sehr kompetent und überzeugt mit fundierten, logischen
Erklärungen. Es macht großen Spaß dem Vortrag zuzuhören (auch hundelosen Zuschauern) und ich bin sicher, dass jeder, der hingeht, etwas lernt und mit positiven Anregungen nach Hause geht. Ganz große Klasse!! |