4.7.2008, Marienplatz, Erftstadt-Liblar

"Geben Sie uns Ihr Wort - wir machen Ihnen eine Szene"
EMSCHERBLUT - Improvisationstheater

Im Rahmen des VHS-Sommertreffs gab es in Erftstadt kostenfreies Open Air Theater, diesmal improvisiertes aus dem Ruhrgebiet. “Emscherblut” hörte sich blutrünstig an, setzte aber auf klassisches Begriffe-reinruf-Szene-spielen-Theater.

Bevor es losging, gab es für die Besucher die schwerwiegende Überlegung: Wo setze ich mich bei einem Impro-Theater hin? Es bestand ja die Möglichkeit, eventuell sogar unter leichtem Zwang, mitmachen zu müssen und da wollten die meisten Besucher nicht so leicht erreichbar sein. Einige Mutige setzten sich ganz nach vorne, die anderen verteilten sich alle nach hinten, wo es amphitheaterähnliche Stufen im Halbrund gab. Lieber etwas schlechter verstehen, aber weiter hinten in Sicherheit sein.


Es kamen aber so viele Leute, dass schließlich auch alle Plätze in den vorderen Stuhlreihen besetzt wurden. Der Platz bot ein buntes Bild von sommerlich gekleideten Zuschauern, Eis essenden Kindern und gut gelaunten Menschen in allen Altersklassen.

Die vier Emscherblut-Schauspieler kamen auf die Bühne, die in diesem Fall die Mitte des Platzes war, nach hinten begrenzt von einem im Wind flatternden Vorhang. Hin und wieder fuhren einige Meter hinter dem Vorhang Autos oder auch mal ein großer Bus vorbei, aber das machte den Reiz des Straßentheaters nur größer.

Es ging gleich los mit einer Spielszene zum Thema “Nordwind”, bei der Sätze eingebaut werden mussten, die vorher im Publikum eingesammelt worden waren. Die Sätze passten alle überhaupt nicht in die Situation, was um so lustiger war. “Podolski soll zum 1. FC Köln zurück!” ergab dann auch spontanen Jubel und gute Stimmung, wenn es auch äußerst wenig mit dem Fischfang bei Sturm zu tun hatte.




Die Spielszenen waren allesamt gängiges Impro-Repertoire, wurden aber mit so viel Spaß und Engagement gespielt, dass egal war, wenn man ähnliche Szenen schon kannte. Durch die spontanen Begriffe und die witzige Umsetzung war es trotzdem neu. Silke Eumann, Holger Voss und Detlev Schmidt waren das Ensemble und hatten als musikalischen Untermaler Martin Verborg dabei, der viele Szenen am Keyboard oder der Geige passend untermalte. Ein gespielter Krimi mit spannendem Musikunterbau oder eine herzerweichende Tragödie mit schluchzender Geige waren doppelt spannend oder herzerweichend.


Als das Publikum nach der Besonderheit von Erftstadt gefragt wurde und “Das Nachtleben!” als Ruf kam, gab es sofort vergnügtes Gelächter, denn an Nachtleben fehlte es in Erftstadt völlig.  Die gespielte Szene bekam dann auch sofort einen abendlichen “Lichtausmacher” verpasst, der einen Touristen warnte: “Seien Sie vorsichtig, ich klapp auch gleich die Bürgersteige noch hoch!” 




Nach vielen gespielten Genres, wunderbarer Situationskomik, viel vergnügtem Gelächter und einem furiosen Abschluß mit “getanztem Nägelschneiden”, ging ein kurzweiliger Abend zu Ende. Zwei Zuschauer, einer von ganz vorne und einer von fast hinten, hatten mitspielen und dabei spontan soufflieren müssen, was aber gar nicht so schlimm war. War also völlig egal, wo man saß, man konnte überall dran kommen.



Infos bei  
www.emscherblut.de

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