Im Jahr 2004 gab es im Bonner Contra-Kreis-Theater das tolle Musical “What a feeling”. Damals war der Hauptdarsteller Alex nach 15 Jahren in seine Heimatstadt zurückgekommen und die alte Band “Love Cats” hatte sich nach Irrungen und Wirrungen wieder gefunden. Am Ende des kurzweiligen und mitreißenden Stückes war Alex wieder mit seiner Jugendliebe Aylin zusammen und die “Love Cats” hatten einen vom Publikum lautstark umjubelten Auftritt.

Jetzt, sechs Jahre später, und vermutlich auf die ständigen Nachfragen nach einer Neuauflage des Erfolgstückes basierend, geht die Geschichte weiter:

WHAT A FEELING  II
Die Love Cats sind zurück    Contra-Kreis-Theater, 12.5.2010

Und sie setzt fast nahtlos an. Im kleinen kreisrunden Theater stehen die inzwischen erfolgreichen “Love Cats” gleich zu Beginn auf der Bühne, spielen einen Pop-Hit, und das Theaterpublikum wird sofort zum begeisternd mitmachenden Bandpublikum. Wie schon damals singen und spielen die Darsteller live, und es ist schwer zu entscheiden, ob es nun Schauspieler oder Musiker sind, die dort die mitreißende Musik machen. Mit Schlagzeug, Keyboard, Gitarre, Bass und zum Teil mehrstimmigen Gesang, sind sie so professionell, dass sie auch in der Realität mit den “Love Cats” durch die Gegend ziehen könnten.

Es stellt sich heraus, dass eine Sängerin nicht zum Auftritt erschienen ist, weil sie kurzerhand nach Ibiza geflogen ist, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Und das, wo die “Love Cats” gerade vor wichtigen Auftritten stehen. Eine neue Sängerin muss her. Beim Casting erscheinen abgedrehte Gestalten, und nach der Esoterik-Queen, einer klassischen Sängerin und einer Punkröhre, kommt Diana, Kindergärtnerin mit Hammeraussehen und Hammerstimme. Natürlich bekommt sie den Job und natürlich beginnen neue Turbulenzen.

Inzwischen sind alle “Love Cats” Mitvierziger, und Alex und Aylin haben eine Familie gegründet. Als Alex heftig mit der jungen Diana flirtet, wird er von Alyin, die immer noch Sängerin in der Gruppe ist, vor die Tür gesetzt. Er zieht in die alte Probe-Garage, wo sich auch andere Bandmitglieder mit aktuellen Problemen einfinden.

Nette Story, inhaltlich nicht umwerfend, aber in der Umsetzung, der Inszenierung und mit der vielen Musik einfach wunderbar. Leon van Leeuwenberg als Alex ist der etwas unbeholfene Nichtheld, der sofort ans Herz wächst. Seine Frau Aylin, gespielt von Nicole Rößler, ist die manchmal alltagsüberforderte Powerfrau, die auch ganz sanft werden kann, und Diana, gespielt von Elisabeth Ebner, ist süß, sexy und temperamentvoll. Besonders die beiden Frauen fegen mit ihren Stimmen die Tassen vom Tisch, während Alex ganz groß in den gefühlvollen Liedern ist.

Olli (Martin Pasching), der sein biederes Familienvaterleben verlässt und sein schwules Coming Out genießt und Chris (Stephan Schill), der, wie schon im ersten Teil, wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommt - oder es seitdem immer noch ist - runden die Mischung ab. Stephan Ohm und Stephan Schott sind weitgehend für das Keyboard und das Schlagzeug zutändig, was fast übersehen lässt, dass Stephan Ohm das Stück geschrieben und als musikalischer Leiter mit den perfekt passenden Musikstücken versetzt hat.

Hits aus den letzten 40 Jahren begleiten die gesamte Handlung. Sie werden nicht nur gesungen, sondern szenisch gespielt und untermalen damit die gesprochene Handlung. Es passt, dass Alex, bezaubert von der jungen Diana in ihrem knallroten Kleidchen, ein verliebtes “Lady in red” anstimmt, während sie, zur Freude des Publikums, peinlich verlegen guckt und bei der ersten Gelegenheit flüchtet. Bei allem Gelächter eine berührende Szene. Oder Diana, die nach einem Flirt “Ups, I did it again” singt und sich dabei so wenig schuldbewusst und dafür sehr lasziv bewegt, dass Britney Spears dagegen wie ein Kommunionkind rüberkommt. “It’s my life”, “Let me entertain you”, “In the Air tonight” sind weitere der mehr als zwanzig Hits, die dem Publikum im Ohr sind und passend eingesetzt werden.

Am Ende der kurzweiligen und gut getimten Inszenierung treten die “Love Cats” bei einer großen Veranstaltung auf und das Theaterpublikum bleibt nicht mehr sitzen, sondern feiert die Band in den letzten 15 Minuten stehend, singend und mitklatschend. Oft auf die Eins und die Drei klatschend, aber dafür mit großer Begeisterung. Immer wieder wird die Band zu kurzen Zugaben zurückgerufen und der Spaß und die Freude am Abend ist auf beiden Seiten sehr groß.















Eine gelungene Inszenierung, ein zweiter Teil, der dem ersten nicht hinterherhinkt, und ein lustiger, hochmusikalischer und berührender Theaterabend.

Prädikat: Sehr empfehlenswert!



Fotos: www.contra-kreis-theater.de

Bericht:
“What a feeling” von 2004