Die kleine Hexe

gespielt von: Szene 93
Theater im Eck, Erftstadt, 6.2.2003

Es wird nur wenige Erwachsene geben, bei den das Buch “Die kleine Hexe” früher nicht mehr oder weniger gelesen im Bücherschrank stand. Es ist die Geschichte von der kleinen Hexe, die mit ihren 127 Jahren noch viel zu jung für den Hexentanz auf dem Blockberg ist und sich sehr bemüht eine gute Hexe zu werden, um die Hexenprüfung zu bestehen. Sie übt, lernt das Zauberbuch auswendig und erlebt, begleitet von ihrem Freund, dem Raben Abraxas einige Sachen, bei denen sie ihre Zauberkunst einsetzen kann. Am Ende stellt sie sich in der Walpurginsnacht der Prüfung der Oberhexe und erlebt eine Überraschung.

Als Kind hatte ich das Buch so oft gelesen, dass ich es fast auswendig kannte, darum war ich besonders gespannt, wie die Schauspieler der “Szene 93” die Geschichte und die Personen MEINER kleinen Hexe darstellen würden.
Der Saal über der Gaststätte “Blessemer Eck” war mit etwa 100 Zuschauern rappelvoll. Nicht mal 15 von ihnen waren größer als 1,40 m, viele waren nicht mal 1,10 m hoch. Ein ungewohnter Anblick für mich, weil die meisten Köpfe beim Sitzen gerade mal bis an die obere Kante der Stuhllehne reichten. Der Stimmenlärm vor Beginn der Aufführung war in einer deutlich höheren Tonlage, wenn auch nicht lauter, als in einem Saal voller Erwachsener. Auf die Frage: “Habt ihr alle einen Platz?” schallte ein freudig-lautes, gemeinsam ausgerufenes  Kasperletheater-“JAAAAA!!” zurück. Und die in eindringlichem Tonfall gegebene Anweisung: “Ihr bleibt während der Vorstellung bitte SITZEN!”, war mir auch noch nicht so oft begegnet. Sehr witzig, aber ich war ja auch altersmäßig nicht ganz in der Zielgruppe.

Das Licht ging aus, Musik vom Band sang etwas mit “Abrakadabra”, und es lag eine gespannte Stille im Raum. Plötzlich begann das Stück, als vom Ende des Raumes ein Mann mit einem Stoffraben im Arm nach vorne kam. Sehr schön gab es zunächst einen Dialog zwischen ihm und dem Raben, dem die Kinder aufmerksam folgten, dann zog sich der Schauspieler (Stephan Nichtweiß) vor den Augen der Kinder selber zu einem Raben um. Geschickt gemacht. Zum einen war es sehr interessant, und außerdem fragte danach niemand mehr blöde, warum der kleine Rabe Abraxas auf der Bühne größer als die kleine Hexe war.

Das Stück konnte losgehen, und von der Seite kam die kleine Hexe (Miriam Berger) dazu. Schmal, kindlich, mit langen, lockigen Haaren, blitzenden, lachenden Augen und sehr locker und selbstbewußt. Ein bißchen frech, aber immer nett und freundlich Ja, genau so mußte die kleine Hexe sein! Die perfekte Besetzung der Rolle.

Der Rabe und die Hexe trafen sich immer wieder zu Zwischendialogen und erklärenden Einleitungen vor der Bühne, dann öffnete sich der Vorhang, die beiden Hauptdarsteller sprangen in die Szene, und eine der Geschichten aus dem Buch wurde dargestellt. Mit wenigen, aber punktgenauen Requisiten wurden die Spielorte verdeutlicht, und die Szenen waren kurz und klar auf die wesentlichen Punkte reduziert. Sehr abwechslungsreich und so gut, dass die Kinder ganz aufmerksam blieben. Dagegen fielen die Zwischenteile ab, auch wenn hin und wieder mit Schwung das “Abrakadabra”-Lied gesungen wurde. Ich hätte mir da optisch mehr Abwechslung gewünscht. Vielleicht mal einen Dialog quer durch den Saal gebrüllt, oder während der Unterhaltung eine Zauberei mit grünem Dampf. Miriam Berger und Stephan Nichtweiß machten ihre Sache wirklich sehr gut und äußerst lebendig, kamen aber nicht immer gegen die etwas trockenen Texte an, mit denen sie auf die nächste Szene vorbereiten mussten.

Sobald sich der Vorhang für eine Szene öffnete, war es aber immer sofort wieder kurzweilig und klasse. Auch die eingebauten Zaubernummern waren verblüffend und sehr gut gemacht. Da verlängerte sich ein Besenstiel, ein Fenstervorhang ging auf Kommando auf und zu, und im Wald regnete es Äste und Tannenzapfen. Die Gegenspielerin der kleinen Hexe war die ‘Muhme Rumpumpel’ (Melanie Schlick), die sich immer wieder in die Szene schlich, um die kleine Hexe zu beobachten. Als ein vorlautes Kinderstimmchen “Guck mal, da ist die Muhme Rumpumpel!” rief, warf die böse Hexe einen gefährlich-ruhigen Blick in den Zuschauerraum, während sie langsam die Bühne verließ. Uuah! Das Kind machte danach keinen Zwischenruf mehr.

Am Ende gab es die Hexenprüfung auf dem Blocksberg, der im Sternenlicht funkelte. Sechs Hexen trafen sich dort mit der alten Oberhexe (Marlies Schuster), um die kleine Hexe zu prüfen. Es wurde nochmal spannend und es gab ein schönes Ende, als auf die rockig-dröhnende Musik von “We will rock you” der Text: “Heute ist Walpurgisnacht” gesungen wurde. Die Zuschauerkinder waren begeistert und rockten mit.

Insgesamt mal wieder ein sehr schöner Abend mit Schauspielern, die mit Spaß und viel Talent bei der Sache waren. Ganz besonders toll und einfach süß Miriam Berger als kleine Hexe, souverän begleitet von Stephan Nichtweiß, als Abraxas. Melanie Schlick als Muhme Rumpumpel war richtig gut unheimlich-gefährlich, und auch der niesende Maroni-Mann, der Bauchladenverkäufer, der stumme Ochse Korbinian, die Kinder, der Schneemann, die Hexen, die Dekorationen, die Zaubertricks, das Licht.... es war mal wieder sehr schön gemacht. Für Kinder mit Sicherheit ein eindrucksvolles Erlebnis mit viel Spaß! Und ich fand’s auch klasse.

Regie hatte Daniel Forschbach,
Regieassistentin war Irmtraut Schmidt-Wachtmeister.

Infos über dieses und weitere Stücke bei
www.szene93.de

zurück zu So war’s