12. Dezember 2000
STOPPOK & WORTHY
Auf Tour mit “Grundvergnügen”

Stefan Stoppok hatte ich bisher nur einmal kurz auf CD gehört und war fasziniert von seiner eigentümlichen Stimme und seinen lockeren, deutschen Texten. Im Kölner Gloria hatte er den 37. Auftritt seiner Tour. (Insgesamt dauert die Tour 49 Tage und hat 42 Termine!!)

Das Gloria, ein früheres Kino, ist sehr schön, plüschig rot, und hat noch die alte Atmosphäre, auch wenn es keine netten Kinosessel mehr gibt. Das Publikum lag altermäßig zwischen 20 und 40. Die besonders lauten Fans, die auch alle Texte kannten, waren männlich und Biertrinker. Aber es gab auffällig viele junge, hübsche Mädchen, die die Texte auch mitsangen, nur eben leiser und unauffälliger.

Stoppok trat fast 20 Minuten zu spät auf, wurde aber trotzdem mit viel Beifall empfangen. Mit ihm auf der Bühne der farbige Bassspieler Worthy. Im Unterschied zu anderen Touren, auf denen Stoppok mit Band spielt, wollte er diese Tour nur mit Gitarre und Bass machen. Da ich aber noch nie ein ‘normales’ Stoppok-Konzert erlebt habe, kann mir natürlich auch kein Unterschied auffallen. Ich weiß also nicht, was besser ist.

Jedenfalls kam Stoppok gutgelaunt auf die Bühne, fühlte sich sichtlich wohl, quatschte locker los, und ich hatte das Gefühl, ihn schon lange aus der Nachbarschaft zu kennen. Er ist einfach ganz normal und nett. Allerdings spürt man sofort, dass er sehr unabhängig ist und sich nicht anpassen wird. “Na, egal!” war auch sein häufig gehörter Kommentar an diesem Abend. Man glaubt ihm sofort, dass er nur macht, was er will. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass er nicht lange bei den Plattenfirmen bleibt und auch nicht mit angepassten Songs in den Charts zu finden ist. 

Seine Texte waren geradeaus, sehr originell, oft witzig, manchmal aber auch sehr anrührend. Einfach echt und glaubhaft. Dazu kam seine ganz persönliche Art zu singen. Unverwechselbar. Wenn man Stoppok einmal gehört hat, wird man ihn immer wiedererkennen. Für mich ein Meister des gezogenen Tons. Ich finde, dass sich seine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit in seiner Stimme zeigt. Mir gefällt das sehr gut, ist aber Geschmacksache. Entweder mag man ihn sehr, oder gar nicht. Dazwischen gibt es nichts.

Die Musik nur mit Gitarre und Bass war sensationell gut. Fliegende Finger, wahnsinnig schnelle Bassläufe und es groovte so richtig ab. Da fehlte mir überhaupt nichts von einer Band! Wirklich supergut! Es war eine ganz große Spielfreude da und die beiden steigerten sich gegenseitig in Tempo und Qualität. 

Besonders ältere Stoppok-Sachen wurden im Refrain begeistert mitgesungen und hatten oft etwas von einem Ohrwurm. Zwischendurch gab es auch mal Lieder von Worthy (auf Englisch und sehr schön gesungen), was gut ankam und die Stimmung im Publikum steigerte sich immer weiter.

Zu den Liedern gab es lockere Moderationen von Stoppok, während er ständig seine Gitarre neu- und umstimmen musste. (“ Wie bei Hannes Vader:  “Gitarre stimmen und Text vergessen”) Überhaupt waren seine Bemerkungen oft supergut. (“Jede Schülerband spielt heute Rio Reiser weil’s IN ist........na, besser als die eigenen Lieder!”) Die neue CD “Grundvergnügen”, mal wieder ohne große Plattenfirma (“weil man da zuviel Geld verdient”), wurde zum Verkauf angeboten (“gar keins verdienen ist auch blöd!”). Die Zuschauer waren plötzlich Teilnehmer eines Verkauf-Schulungstrainings (“Erfolg und Geld mit dem Weiterverkauf von CD’s”) und ihnen wurde der 5-CD’s-Präsentationskoffer für über 800,- Mark angeboten. (“Hinten an der Bar sitzen die Leute, die das am Anfang der Tour erfolgreich gemacht haben, und euch nachher Tipps geben werden!”). Es war in den Liedtexten und bei den Moderationen deutlich zu erkennen, wie spielerisch und sicher Stoppok mit der Sprache umgeht. Klasse!

Nach über zwei Stunden und mehreren Zugaben war Schluß und ich kann sagen: Ich fand den Abend sehr gut, mag Stoppok-Lieder noch mehr als vorher, werde sicher nochmal in ein Konzert gehen, habe mir ein Stoppok-T-Shirt gekauft, hatte dann nicht mehr genug Geld für eine Stoppok-CD dabei, und finde, dass Stoppok, so wie er ist, genau richtig ist! Unverbiegbar.

Infos: www.stoppok.com

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