KINDERBUCH-BLOCK 11   Teil 101-110

Kinderbuchblock Nummer:
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101 - Sonntag, 4. April 2010
Ich sitze im Arbeitszimmer und schreibe. Nicht durchgehend von morgens bis abends, manchmal gehe ich auch mit dem Hund raus, manchmal harke ich eine halbe Stunde im Garten herum und viel zu oft muss ich etwas kochen, waschen oder abspülen. Es wäre schöner, wenn der tägliche Kram nicht auch noch zu erledigen wäre, ich mich komplett aufs Schreiben konzentrieren könnte und zwischendurch einfach nur Pause hätte. So wie es jetzt läuft, ist der Tag voll und nette Veranstaltungen, die Umgestaltung des Gartens und Besuche bei Freunden müssen fast komplett ausfallen.

Beim nächsten Mal möchte ich mich in ein Ferienhaus am Meer einmieten und aus meinem Alltag verschwinden. Aber es läuft und ich habe immer noch Spaß am Schreiben und erstaunlicherweise auch immer noch viel Energie. Am Donnerstag liege ich zwei DinA4-Seiten über meinem Soll und freue mich. Am Samstag fällt mir auf, dass der vermeintliche Donnerstag schon der Freitag war, ich also fünf Seiten unter dem Soll liege. Da heißt es schreiben, schreiben, schreiben ...



102 - Sonntag, 11. April 2010
Der gurkentee-Verlag ist wie leergefegt. Nur die Texterin hängt täglich stundenlang über der Tastatur, schreibt aber an einem Fremdtext. Sie arbeitet an einem Schreib-Projekt, bei dem sie endlich mal richtig viel schreiben darf, und in ihrer Begeisterung will sie keiner bremsen. Allerdings winkt sie auch bei jeder Störung ab und sagt: ”Jetzt nicht, ich hab gerade echt keine Zeit”, wirft einen Blick auf ihre Liste, auf der steht, wie viele Seiten sie schon geschafft haben wollte, verdreht die Augen und tippt weiter. Zum Glück wirkt sie gut gelaunt und hat anscheinend Spaß an der Arbeit, auch wenn sie manchmal sehnsüchtig in den Garten guckt und sagt: “Boah, wenn ich mit allem fertig bin, mache ich vier Wochen lang GAR NICHTS!” Glaubt ihr sowieso keiner.

Nur die Poststelle guckt jeden Tag kurz rein und bearbeitet eingehende Buchbestellungen, und die Kreativabteilung flitzt hin und wieder ins Büro, ruft: “Bin gleich wieder weg!” und heftet Ideen für eines der nächsten Bücher an die Pinwand. Ansonsten ist alles ruhig.

Die Leute der Hörbuchabteilung liegen im Garten in Liegestühlen und chillen, was sich nach Temperament und Schärfe anhört, aber einfach nur Rumhängen bedeutet. Sie warten darauf, dass es endlich mit der Prinzen-CD weitergeht. Sogar die Illustratorin, die vor einiger Zeit noch über die Gänge trötete, dass es jetzt langsam mal gut ist mit den ganzen Illus, fragt inzwischen, ob es nicht bald mal wieder mit einem Kinderbuch losgehen kann. Aber alles hängt an der Texterin.



103 - Sonntag, 18. April 2010
Ich hab noch nie so viel und so schnell an einem Stück geschrieben. Inzwischen sind es mehr als 100 DinA4-Seiten, und diese Menge nur zu tippen, ist schon recht viel Arbeit, aber ich hab mir das Getippte vorher ja auch noch ausdenken müssen. Zumindest zum größten Teil. Inhaltlich hatte ich einige Anregungen, die ich aber ausformulieren und logisch einbauen musste. Noch ist es nicht fertig, es fehlen einige Stellen und beim Überarbeiten mit meinem Projektpartner wird sich noch viel tun, aber das Grundgerüst steht. Wackelig im Gefüge, aber immerhin recht imposant.

Am liebsten würde ich den Text jetzt vier Wochen weglegen - eine Zeit, die bei mir reicht, um die meisten Formulierungen zu vergessen - und dann erst mit der Überarbeitung beginnen. Geht aber leider nicht, weil er bis dahin schon abgegeben sein muss. Sollte ich dem Lektorat einen Hinweis geben, dass der Text von Prinz Ferdinand König komplett lektoriert wurde, ehe ich ihn nochmal überarbeitete und er daraufhin ein zweites Mal komplett lektoriert werden musste?

Für die Zukunft schreibe ich mir schon wieder etwas auf meinen Merkzettel: “Nie wieder große Projekte im April und im Mai!” Im Garten wächst alles los und ich will Knospen gucken, Vögel hören, Löcher buddeln und Wind fühlen. Oder wenigstens draußen sitzen und illustrieren. Aber mein Versuch im Garten am Laptop zu schreiben, wird zum Blind Date, weil ich die Buchstaben auf dem Monitor kaum erkennen kann. Dass ich weiterhin im Zimmer sitze und am Text arbeite, während draußen der Frühling ruft, zeugt von meinem starken Willen, den ich in solchen Situationen durchaus gegen mich selber einsetze. “Ich würd ja jetzt lieber ...” “Nix da!”

Beim Gedanken an die Hör-CD vom Prinzen bin ich einfach nur froh, dass ich sie jetzt nicht mit Gewalt auch noch fertig machen muss. Dass das Kinderbuch deutlich später als geplant erscheinen muss, ist zwar doof, aber andererseits ist es eine große Erleichterung, dass es später erscheinen DARF. Jetzt erstmal das Schreibprojekt, dann die Hör-CD, zwischendurch der Feinschliff am Weihnachts-Theaterstück, dann die Buchveröffentlichung und dann Urlaub. Mein momentaner Zustand: Gut gelaunt, voller Pläne und ziemlich müde.



104 - Sonntag, 25. April 2010
Endlich mal wieder eine Woche ohne dringende Schreibtermine, die dadurch sofort Urlaubs-Charakter hat. Beim Schreibprojekt muss ich abwarten, was der Projektpartner zum bisher geschriebenen Text sagt und kann erst dann zielgerichtet am “Rest” schreiben. Bis dahin nehme ich bewusst Abstand von der Thematik, lüfte den Kopf aus und mache was anderes. Zum Beispiel liegengebliebene Sachen wegarbeiten, Papiere ordnen und im Garten buddeln. Für Mitte der Woche ist alles für eine Kurzreise nach Berlin organisiert, wo ich auf eine Veranstaltung möchte, auf die ich mich sehr freue. In der Luft hängt seit Tagen eine Vulkan- Aschewolke aus Island, die den kompletten Flugverkehr in Europa stoppt. Am Dienstagabend steht im Internet, dass der Flieger nun doch fliegt, am Mittwochfrüh ist er immer noch gelistet, doch auf dem Weg zum Flughafen erfahre ich, dass er doch wieder storniert ist. Also zurück nach Hause, Hotel absagen und keine Reise nach Berlin. Sehr schade.

Aber kurzentschlossen nutze ich die beiden überraschend frei gewordenen Tage und setze mich ans Weihnachts-Theaterstück, das noch eine Überarbeitung braucht. Ich habe mich viele Monate nicht mehr darum gekümmert und freue mich beim Durchgehen mit dem Regisseur, dass ich es immer noch spannend und lustig finde. Es wird so etwas wie ein weihnachtlicher Agenten-Musical-Lustspiel-Krimi. Eine Bezeichnung, die vermutlich eher einen skeptischen Gesichtsausdruck, als Begeisterung auslöst, aber doch ziemlich treffend ist. Wer bei meinen Weihnachtsstücken triefendes Gesülze erwartet, ist im falschen Theater. Ich bin schon jetzt auf die Probenarbeit gespannt, bei der ich zum ersten Mal Regieassistenz mache. Schon wieder ein neuer Bereich, den ich sehr spannend finde. Ob nachher die Zuschauer - vorwiegend Grundschulkinder mit ihren Eltern - das auch alles so spannend finden, ist noch nicht klar, aber ich bin sehr zuversichtlich. Wir werden Maßstäbe setzen - zumindest in der Sparte “Agenten-Musical-Lustspiel-Krimis”.

Völlig unpassend ist, dass ich mich mit Engeln, Wunschzetteln und Weihnachtsstimmung beschäftige und dabei im sommerlichen Garten unter meinem knallroten Sonnenschirm sitze. Aber irgendwie gefällt mir das. Mein Leben fällt immer mehr aus dem zeitlichen und festgefügten Rahmen. Es ist egal, welcher Wochentag ist, welche Uhrzeit oder welche Jahreszeit. Ich tauche jederzeit und immer wieder in andere Welten ein und beschäftige mich dann sehr konzentriert mit dem jeweiligen Projekt. Das Leben wird fließend und verliert seine klare Einteilung. Von mir aus kann das so weitergehen.



105 - Sonntag, 2. Mai 2010
Seit Monaten hatte ich keine freie Zeit mehr, sondern wusste an jedem Tag schon beim Aufstehen, was ich dringend zu tun hatte. Von daher ist es für mich ganz ungewohnt, dass ich momentan auf meinen Projektpartner warten muss und nicht weiterschreiben kann. Es kann jederzeit wieder losgehen, aber bis dahin kann ich ja nicht einfach rumsitzen. Das Gefühl, dass ich abwarten muss, macht mich ganz hibbelig. Ich kann überhaupt nicht mehr mit Freizeit umgehen. Wann habe ich überhaupt das letzte Mal einen Tag lang nichts gemacht? Ich kann mich nicht erinnern. Mir fällt der schöne Spruch über Freiberufler ein, der auf mich genau zutrifft: “Ich bin Selbständiger, das heißt, ich arbeite selbst und ständig.”

Was mache ich nur mit der vielen freien Zeit, die ich plötzlich terminfrei vor mir habe? (Ich rede von nur wenigen Tagen.) Ich überlege sogar ernsthaft das Wohnzimmer zu streichen, so verwirrt bin ich. Schließlich erledige ich kleine, dringende Video-Sachen, kümmer mich um die neuen gurkentee-Flyer und beginne mit dem Schneiden eines längst überfälligen Mitschnitts. Das alles ist genug, um mich voll zu beschäftigen, aber ich mache es mit dem Bewusstsein, dass es ab morgen wieder mit dem Schreibprojekt weitergehen kann und ich dann alles andere sofort zur Seite legen werde. Es lohnt sich nicht, dass ich mich richtig in etwas hineinarbeite. Immerhin kann ich jetzt einige Sachen von meiner To-do-Liste abhaken. Und meine dunklen Augenringe sind weg.

Am Ende der Woche haben beide Söhne ihre schriftlichen Abi-Prüfungen hinter sich, ich habe meine hundertvierundzwanzigste Lesung gemacht (in Zahlen: 124), der Ferienhund wird abgeholt und der April ist vorbei. Wobei mir auffällt, dass der April in jedem Jahr etwa um diese Zeit vorbei ist. Und damit ich genug Spannung im Leben habe, knallt der Videoschnitt-Computer während des Arbeitens plötzlich laut, lässt die Sicherung rausfliegen, gibt verbrannte Düfte von sich und stellt sich tot. Innere Totalzerstörung, Festplatten- Explosion - was weiß ich. Wääh!! Da sind alle Stimmen für die Prinzen-Hör-CD drauf! Was mache ich, wenn die jetzt weg sind? Erstaunlicherweise nehme ich es nach dem ersten Schreck ziemlich gelassen, was auch daran liegen kann, dass ich nicht genauer darüber nachdenken will. Mir geht nur durch den Kopf, dass ich dann alle Sprecher nochmal aufnehmen muss und dass das Prinzenbuch so spät fertig wird, dass es vermutlich zusammen mit dem nächsten Kinderbuch erscheinen kann. Wäre immerhin originell. Am Abend stellt sich heraus, dass noch alle Sachen da sind. Die Woche endet glücklich.





Ferienhund von oben.














Ferienhund von der Seite.













106 - Sonntag, 9. Mai 2010
Die neuen Flyer sind im Druck und werden diesmal ein Bild aus “Prinz Ferdinand König” auf der Vorderseite haben. Es ist mein dritter Flyer und Sammlernaturen werden sich irgendwann auf die Jagd machen, um die vollständige Kollektion zu bekommen. Auf der Rückseite des neuen Flyers ist neben der Auflistung der bisher erschienenen Bücher diesmal auch ein kleines Bild von mir zu sehen. Nachdem Kinder nach Lesungen immer häufiger fragten: “Gibt es keine Autogrammkarten mit einem Bild von DIR?” dachte ich, es wird Zeit, mich als Markenzeichen neben meine Produkte zu setzen. Irgendwann werde ich so weit sein, die Büchern neben meinem Portrait einfach weglassen zu können. “Egal was sie schreibt - ihr Bild ist drauf, her damit!” Wenn ich weiterhin in diesem Tempo Bücher veröffentliche, wird ein Flyer aber sowieso bald zu klein sein und ich muss auf einen großen Faltzettel oder eine mehrseitige Broschüre ausweichen. Vermutlich muss ich dann eine Broschüren- Mitarbeiterin im gurkentee-Verlag einstellen, die immer alles auf den aktuellen Stand bringt. So wird der Verlag immer größer. Wenn meine Mitarbeiterinnen alle Gehalt verlangen würden, würden die Personalkosten mir schlaflose Nächte verursachen.

Mein Schreibprojekt wartet immer noch, was mir die Nerven rauben könnte, aber ich nutze die Zeit, um den “Cover-me”-Mitschnitt vom letzten Jahr zu schneiden. Außerdem arbeite ich an dem zweiten Lied für die Prinzen-CD. Wobei sich “arbeiten” besser anhört, als es aussieht. Mir ist eine Melodie eingefallen, und es ist zum Schieflachen, wie ich am Klavier sitze und die Töne zusammensuche. Zuerst singe ich einige Töne und versuche sie mit einem Finger auf dem Klavier zu finden, dann zähle ich immer wieder von der C-Taste aus, um zu wissen, welchen Ton ich gerade anschlage, damit ich den notieren kann. Es dauert mehrere Minuten, bis ich überhaupt mal zwei Zeilen notiert habe. Wenn Beethoven in diesem Tempo gearbeitet hätte, hätte er im ganzen Leben nur ein Werk schaffen können. Vermutlich die “Unvollendete”.



107 - Sonntag, 16. Mai 2010
Noch immer warte ich auf den Endspurt beim Schreibprojekt. Langsam wird es eng, denn ab Juli mache ich Urlaub und vorher soll ja auch noch das Prinzenbuch mit CD veröffentlicht werden. Kurzerhand setze ich mich hin und schreibe zwei kurze Liedtexte für Lieder auf der CD. Da es nur sehr kurze Musikstücke werden sollen, reicht jeweils eine Strophe und ein Refrain. Irgendwie bin ich gut und locker drauf und es klappt sofort. Nachdem ich die in der letzten Woche mühsam am Klavier entwickelte Melodie schon zwei Tage später nicht mehr nachvollziehen konnte, beziehungsweise sie sich plötzlich ganz anders und total blöd anhörte, gebe ich den musikalischen Teil jetzt entspannt an die Familie ab. “Bietet mir mal was an!”, ist da der passende Satz.

Außerdem fällt mir schon wieder ein neues Kinderbuch ein, das glatt noch in diesem Jahr zu schaffen wäre. Das vorher schon angedachte Buch mit “den total abgedrehten Abenteuern eines Mädchens” wird so arbeitsaufwändig werden, dass ich da ganz sicher mehrere Monate dran sitzen werde. Ich will es unbedingt machen, aber wenn ich die aktuelle Idee zunächst vorziehen würde, hätte ich ein näheres Ziel vor Augen. Mal sehen, ich muss mal mit meiner Druckerei sprechen, denn bei meiner Idee ergeben sich ganz neue Fragen zum Anlegen der Illustrationen.

Diesmal muss man das Buch nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten blättern, das Buch also hochkant vor sich hinlegen und die einzelnen Seiten runterblättern. Hört sich kompliziert an, aber da sehe ich wieder den Vorteil des eigenen Verlages: Ich kann machen, was ich will und die Verlagsleiterin nickt es kichernd ab. Und ganz nebenbei revolutioniert der gurkentee-Verlag die Art und Weise wie seit hunderten von Jahren Bücher geblättert werden. Sollte mich nicht wundern, wenn die neue Anordnung als “gurkentee-Blättern” seinen Einzug in Wikipedia hält. Andere Autoren wählen einfach ein Hochformat, aber da ich bei meinem festgelegten 21x21-cm-Buch bleiben will, habe ich mir alle anderen Format- Möglichkeiten verbaut. Dafür passen später alle meine Bücher nebeneinander in den praktischen Sammelschuber, den ich rechtzeitig auf den Markt werfen werde. Soll mal einer behaupten, der gurkentee-Verlag würde planlos und spontan vorgehen.



108 - Sonntag, 23. Mai 2010
Ich knalle Türen, werfe ein leeres Schraubglas auf den Boden und halte mit zitternden Händen einTablett mit Gläsern, die dabei klirrend aneinander stoßen. Immer mit einem Aufnahmegerät in der Nähe, denn ich beginne mir meine Geräusche für die Prinzen-CD zu basteln. Da heißt es die Gehirnzellen zu aktivieren, denn ich habe weder auf den Boden fallende Kronen, noch einstürzende Höhlen oder eine Ziege im Haus. Trotzdem müssen die CD-Hörer die nachher hören und vor allem erkennen können. Aber nachdem ich bei der Giraffen-CD eine im Teich plantschende und prustende Giraffe perfekt selber an meiner Regenwassertonne simulieren konnte, habe ich wenig Sorge. Manchmal muss man ungewöhnliche Wege gehen, aber nur das Ergebnis zählt. Ein youtube-Clip von meinen Regenwassertonnen- Aktivitäten wäre vermutlich der Hit im Internet. Zum Glück gibt es keinen.

Als ich zu Beginn der Woche bemerke, dass mein Schreibprojekt-Partner bis zum Ende des Monats beruflich unterwegs ist und damit keine Zeit für unsere gemeinsame Arbeit haben wird, beschließe ich, nicht nur nebenbei an der Hör-CD zu arbeiten, sondern sie in dieser Zeit komplett fertig zu machen. Ist doch super: Zwei Wochen Zeit dafür, dann kann die CD ins Presswerk und ich schreibe ab dem 1. Juni weiter am Projekt. Kaum habe ich das entschieden, meldet sich der Projektpartner. Der Abgabetermin des Projektes ist jetzt Ende Mai. Das bedeutet, dass der Partner bis zum Ende dieser Woche vorarbeitet und Anmerkungen macht, ich dann übernehme und ab morgen genau sechs Tage Zeit zur Fertigstellung habe.

Auch gut. Wirft zwar alle meine aktuellen Pläne über den Haufen, aber ich freue mich jetzt richtig auf ein konzentriertes Arbeiten am Text und das naheliegende Ziel. Projektarbeit ist schön und gut, aber am schönsten und gutesten, wenn sie glücklich abgeschlossen ist und abgegeben werden kann. Und danach habe ich dann wirklich Zeit für die Hör-CD.

Und damit niemand auf die Idee kommt, mein Leben würde momentan langweilig vor sich hin plätschern, zeige ich eine Szene aus meinem abenteuerlichen Alltag. Geschirr, das - völlig unbemerkt von mir - in eine bedenkliche Schieflage geraten ist und zirkusreif übereinandergestapelt neben dem Spülbecken steht. Andere Hausfrauen würden erschreckt ausrufen: “Ups! Mein Geschirr!” und an den wackeligen Stapel eilen. Ich rufe: “Guckt euch mal die Teller an! Cool! Erstaunlich, dass die noch nicht umgekippt sind. Wo ist mein Fotoapparat?”



109 - Sonntag, 30. Mai 2010
Wenn ich eins lerne, dann dies: Keine Terminpläne mehr machen. Am Montag wird mein fester Wochenplan, der “sechs Tage hochkonzentriert schreiben” lautet, um mindestens eine Woche verschoben. Eine Woche ist zu wenig, um sich stattdessen hochmotiviert an die Fertigstellung der Hör-CD zu begeben. Also nehme ich mir wieder Kleckerkram vor. Hier am Video schneiden, dort im Garten buddeln und zwischendrin einzelne Geräusche aufnehmen, Unterlagen für die Steuer raussuchen und Papierstapel sortieren. Alles sinnvoll und nötig, aber alles nur, um nicht untätig rumzusitzen. Wie viel besser wäre es, endlich das Schreibprojekt und die Hör-CD abzuschließen. Ich habe das Gefühl permanent zu arbeiten, auch viel zu erledigen, aber nicht ans Ziel zu kommen.

Zum Glück bin ich gut gelaunt und bleibe sehr gelassen. Es lässt sich ja nicht ändern, und wenn ich mich darüber aufrege, geht’s auch nicht schneller. Wer weiß wozu es gut ist, dass mein Buch seit fünf Monaten gedruckt ist, aber erst im Sommer verkauft werden kann. ICH weiß es nicht, aber vielleicht ergibt alles mal einen Sinn. Und sei es der, vieles nicht mehr so wichtig zu nehmen. Oder zu erkennen, WAS wichtig ist.

Dass ich im Herbst am nächsten Kinderbuch arbeite, steht für mich inzwischen fest. Diesmal wird es ein Bilderbuch für die Kleinen. Nach drei Büchern für Grundschulkinder jetzt mal was fürs Kindergartenalter. Der Hauptdarsteller ist ein Tier, das ich total klasse finde, und es ist kein Ameisenbär. Den finde ich nämlich auch klasse. Nach diesem homöopathischen Informationsfluß, der zumindest den Ameisenbären schon ausschließt, verschwinde ich geheimnisvoll in der Wand. - - Aua! - - Naja, alles geht noch nicht.



110 - Sonntag, 6. Juni 2010
Das Schreibprojekt geht weiter! Juchhu! Ich fühle mich, als würde ich aus einer Winterstarre erwachen, in der ich seit Mitte April liege. Dabei habe ich in der Zwischenzeit doch munter und aktiv an allen möglichen anderen Sachen gearbeitet. Habe ich mir vor sechs Wochen nicht gewünscht, den Text für vier Wochen weglegen zu dürfen, um ihn dann mit Abstand neu lesen und überarbeiten zu können? Tja, so einfach ist das mit der Erfüllung von Wünschen. Da hat meine Fee ja mal ganz genau hingehört. Leider sitzen inzwischen die gurkentee- Hör-CD- Macher ein wenig genervt in der Ecke, weil sie mit ihrer Prinzen- Hörspiel- Produktion nicht weiterkommen, aber das sind genau die, die in zwei Wochen stöhnen, dass auf einmal noch so viel aufzunehmen ist. Glücksfee möchte ich nicht sein.

Dass ich jetzt auf einem Bild mit Affen im Arm sitze, hat folgende Gründe:
1. Gute Laune
2. Warmes Wetter
3. Zu viel Energie

Außerdem muss ich kompensieren, dass ich nicht unter meinem Sonnenschirm im Garten sitzen kann, weil mein Laptop spinnt und ich das Schreibprojekt darum am zuverlässigen PC im Arbeitszimmer machen muss. Aber egal wie schön das Wetter draußen ist und egal wie gerne ich im Garten wäre, jetzt heißt es sitzen und schreiben. Jeden Tag. Ich finde es auch überhaupt nicht schlimm. Es ist doch toll, dass es endlich weitergeht, und es macht Spaß. Und weil ich tagsüber so viel schaffe, kann ich sogar abends einmal ins Konzert gehen. Ein lazy summer Gefühl trägt mich durch die Woche. Bald mache ich die Hör-CD fertig und die Liedtexte für das Weihnachtstheaterstück sind auch bald dran. Ab Mitte Juli ist Urlaubszeit bis mindestens Ende August. Mal sehen, was danach kommt, außer der Regieassistenz und dem neuen Kinderbuch. Noch nie im Leben war ich so unabhängig und ungeplant. Alles ist möglich. Oder wie Prinz Ferdinand König sagt: “Die Welt steht mir offen.”


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