KINDERBUCH-BLOCK 9   Teil 81-90

Kinderbuchblock Nummer:
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81 - Sonntag, 15. November 2009
Die Woche ist rum und ich habe nur wenig geschafft. Nein, eigentlich habe ich viel geschafft, nur eben nicht am Kinderbuch. Als mir am Montag klar wird, dass die Woche mit anderen Projekten und den Vorbereitungen dazu voll sein wird, gebe ich den gurkentee-Mitarbeitern eine Woche Urlaub. Nur die Sekretärin und die Poststelle haben Dienst, um Bestellungen zu bearbeiten und Bücher zu verschicken. Die Illustratorin sitzt auch manchmal im Arbeitszimmer und malt ein bisschen, aber nur, wenn mal ein wenig Zeit ist.

So kurz vor Abgabeschluß auch an anderen Sachen zu arbeiten, ist nicht ganz so schön. Die machen viel Spaß, aber ich muss mich auch sehr konzentriert darauf einlassen und jedesmal den Prinzen nach hinten schieben. Es wäre wirklich sinnvoller, noch zwei Wochen ausschließlich am Kinderbuch zu arbeiten und es dann komplett fertig in die Druckerei zu geben. Stattdessen balanciere ich hin und her und versuche alles zu schaffen. Das klappt nur, weil ich doppelt arbeite, den Prinzen hin und wieder nach hinten schiebe und sehr viel Zeit und Energie aufbringe. Zu viel wie ich finde, denn ich habe keine wirklichen Entspannungspausen. Wenn ich mich vom Illustrieren und Videoschneiden erholen will, gehe ich Geschirr abwaschen, weil das keine Konzentration braucht und trotzdem dringend gemacht werden muss. Aber jammern hilft ja nicht. Je zügiger ich arbeite, desto eher sind die ersten Sachen fertig.

Die Woche bringt mir die Erkenntnis: Beim nächsten Buch werde ich mir ausreichend Zeit reservieren und überhaupt gar kein anderes Projekt in dieser Zeit machen. Das hatte ich mir auch für das Prinzenbuch vorgenommen, aber nach einem sehr guten Anfang ist es am Ende dann doch wieder schief gegangen. Aber ich lerne dazu.

Zum Glück gibt es woanders kreative Leute, die sich mit den Hauptdarstellern meiner Geschichten beschäftigen.

Bei einer Lesung in Nümbrecht schläft der Apfelquieker in einer Kiste - ganz echt mit blau kariertem Tuch darunter - und die Giraffe steht in der Kulissse. Lebensgroß, aber aus Platzgründen nur aus dem oberen Teil bestehend. Total süß. Der Apfelquieker zieht nach der Lesung in die Schulbücherei um, die Giraffe bekomme ich für mein Arbeitszimmer geschenkt. Noch steht sie im Wohnzimmer, aber ich überlege, ob ich ihr Flügel verpasse und sie in meinen Dachgiebel hänge. Mal sehen. Ich habe gerade keine Zeit, das in Ruhe zu überlegen. Aber es ist schon toll, was engagierte Lehrerinnen und Schulkinder alles machen!

Heute ist nochmal ganztägig ein Theaterprojekt dran. Wir spielen Oliver Twist und der Tag beginnt mit der Generalprobe und endet mit der Aufführung. Ab Montag soll der Prinz wieder die Hauptperson werden. Leider ist mir nun doch kurzfristig ein Videotermin reingerückt. Für Montag. Na, aber dann!



82 - Sonntag, 22. November 2009
Nach einem vollen und wundervollen Theaterwochenende sehe ich den folgenden Tagen mit Sorge entgegen. Filmtermin, Kieferorthopäde, Knochenorthopäde, Nachhilfestunde, Lesung ... - insgesamt sieben Termine zerreißen meine Arbeitswoche und ich will doch so viel am Buch arbeiten und an einigen Videos voran kommen. Der Stress kommt als Wolke und ich merke, dass ich vorsichtig sein muss. Bei diesem Arbeitspensum und meinem gestressten Gefühl, kann der Burn Out schon hinter der nächsten Ecke lauern. Ich sollte mehr Pausen einbauen. Aber ich will doch fertig werden!

In der Mitte der Woche werde ich unerwartet aus der Arbeit gerissen, um rein privat woanders auszuhelfen. Nach dem ersten Gedanken “Oh, nein, ich habe gerade so viel zu tun!”, muss ich erst leicht verzweifelt, dann sogar amüsiert lachen. Habe ich das nicht öfter so: Die anstehende Arbeit hat ein sehr hohes Level erreicht und dann kommt ein dicker Batzen dazu und alles bricht zusammen. Ich soll wohl buddhistische Gelassenheit lernen. Zu meiner Verwunderung tue ich das sogar. Alles fallen lassen, keinen Gedanken mehr an die Arbeit verschwenden und die Stresswolke verpuffen lassen, indem ich lächelnd in den Tag lebe. Die Arbeit bleibt zuhause liegen und wird danach noch mehr drängen. Ja und?

Erstaunlich gelassen kehre ich nach zwei Tagen zurück und habe die Stresswolke verloren. Das Rausreißen aus der Arbeit hat mir innere Leichtigkeit gegeben. Ich denke gar nicht mehr an die Termine. Wird schon irgendwie klappen. Hauptsache, ich bleibe arbeitsmäßig gut dran und singe sofort “Ommmmmm”, wenn ich das Gefühl habe, es wird eng. Innere Entspannung ist alles. Mehr als viel arbeiten kann ich nicht und wenn etwas nicht klappt, wird sich eine Lösung finden. Wie immer.

Passend dazu kann ich an gelassenen Bildern arbeiten, die meine innere Ruhe ausdrücken. Und ich nehme mir Zeit einen Kuchen zu backen. Und trotzdem wird auch das erste Video fertig. Und ganz nebenbei bekomme ich den Sprecher für einen der beiden Könige auf der Hör-CD. Wobei mir auffällt, dass schon etwa die Hälfte der Rollen vergeben sind, ohne dass ich mich richtig mit der Besetzungsliste beschäftigt habe. Die Sprecherin der einen Königin ist mir auch schon ganz klar, aber ich muss sie jetzt  unbedingt mal fragen, ob sie das überhaupt machen will. Ich habe sogar schon Anfragen von potentiellen Sprechern, die ich gar nicht unterbringen kann, weil ich zu wenig passende Rollen habe. Kaum bin ich völlig entspannt, regelt sich vieles wie von alleine.

Auch mein Ferienhund ist nun wieder weg. Planmäßig nach zweimontigem Aufenthalt. Ich fürchte, er hat sich bei uns arbeitsmäßig anstecken lassen, denn beim überraschenden Betreten des Wohnzimmers fand ich ihn so auf dem Sofa vor:





83 - Sonntag, 29. November 2009
Die letzten Illustrationen sind dran und es sind ausgerechnet vier große. Nur 21 mal 21 Zentimeter, aber mit vielen Personen und Kleinteilen darauf. Blöderweise vergesse ich auf einem Bild auch noch eine Tante. Ich habe es fast fertig gemalt, da merke ich erst, dass sie sich schon während des Skzizzierens aus dem Bild geschlichen haben muss. Ich wollte sie nach links malen und habe sie dann einfach vergessen. Bei so vielen Personen kann man ja auch mal die Übersicht verlieren. Aber sie muss beim Schlussbild natürlich dabei sein. Mein Zeichenprogramm im Computer rettet mich. Ich male die Tante extra und kopiere sie in das Bild ein. Ist gar nicht so schwer, denn der Platz, an dem sie stehen sollte, ist ja frei.

Jetzt ist auch das Titelbild dran. Das finde ich immer ganz spannend, denn es steht später für das ganze Buch. Einzelne Illustrationen können im Gesamtbuch untergehen, das Titelbild bleibt immer in Erinnerung. Viel drauf zu sehen ist beim Prinzen nicht. Er ist eben klein und bescheiden. Ich überlege, welche Farbe ich als Hintergrund wählen soll. Spontan entscheide ich mich für mittelkräftiges Lila-Pink, die Westenfarbe des Prinzen. Schöne Idee. Die Farbe kommt im Buch öfter vor und symbolisiert für mich den Hauptdarsteller. Als die Farbe trocken ist, ist es helles Pink. Nein, das passt nicht so gut zum Prinzen. Ich male eine dünne Lage Lila darüber. Besser. Aber nicht gut. Eigentlich gefällt es mir überhaupt nicht. Es sieht so nach quietschigen Mädchen- Prinzessinnen aus. Das zeigt nicht die Atmosphäre der Geschichte. Grün wäre gut, aber so sieht schon das letzte Buch vom Apfelquieker aus. Ich zeichne die Titelillustration neu und wähle als Hintergrundfarbe ein helles Blau. Na? Ob das passt? Als die Farbe fertig ist, fühle ich mich sofort wohl mit dem Bild. Ja, das ist es.

In dieser Woche schaffe ich mal richtig viel, was auch daran liegt, dass die Zeit knapp wird und meine Verlegerin mich erbarmungslos auf den Dachboden scheucht. Ich muss mindestens sechs Stunden am Tag illustrieren und und sitze oft noch länger dran. Es ist sehr anstrengend, aber da beiß ich mich jetzt durch. In zwei Wochen ist das Buch in der Druckerei, das habe ich mir vorgenommen. Und wo ein Wille ist, ist ein Weg. In diesem Fall hat die Verlegerin den festen Willen und die Illustratorin macht sich - manchmal wegen der vielen Arbeit stöhnend, aber doch sehr motiviert - auf den Weg.





84 - Sonntag, 6. Dezember 2009
Obwohl ich viele Stunden in dieser Woche mit einem ganz anderen Projekt verbringe, schaffe ich auch ganz viel am Kinderbuch. Am Ende der Woche habe ich fast alle Illustrationen fertig auf dem Rechner und auch das Layout ist grob angelegt. Jede Seite steht und muss nur noch einmal in den Feinschliff. Wobei das  “nur noch” sehr viel Arbeit und Konzentration bedeutet. Jeder Fehler, der jetzt nicht gefunden wird, bleibt. Jetzt muss ich den Text nochmal ganz genau einpassen, nach Tippfehlern gucken und die Zeilen vielleicht etwas schöner um ein Bild herumlaufen lassen. Drei sehr kleine Illustrationen fehlen noch, alle anderen sind bearbeitet, haben saubere Ränder und sind fertig. Das Ende der Arbeit steht nicht mehr am Horizont, sondern ich seh es schon am Ende der Straße.

Manchmal wunder ich mich selber, wo ich die Energie herbekomme. Nicht nur, dass ich oft am Buch arbeite, und auch noch eine Lesung habe, ich bin auch mehrmals in Köln und filme bei den Proben für “Cover me”, einem jährlichen stattfindenden, großen, bunten und wunderbaren Konzert zugunsten der AIDS-Hilfe. Am Freitag filme ich noch die letzten Proben im Studio, am Abend bin ich Zuhause, setze ich mich hin und schneide einen kleinen Doku- Einspielfilm darüber. Die Zeit ist knapp, denn er muss am nächsten Tag fertig sein, weil er beim Cover-me-Konzert gezeigt wird. Darum habe ich auch schon am Anfang der Woche einen Kommentar von Dirk Bach aufgenommen, bei dem wir beide nicht wissen, ob der nachher auch unter den Film passt. Normalerweise schneidet man zuerst den Film, dann wird ein Kommentar dazu gesprochen. In diesem Fall geht das nicht, denn die Proben laufen bis zum Abend vor dem Konzert. Aber egal. Volles Risiko, eine kreative Herausforderung und eine spannende Aktion. Am Freitagabend beginne ich mit dem Schneiden und Aneinandersetzen der Szenen, bin um halb Vier morgens fertig und falle ins Bett. Am nächsten Vormittag gehts zum Konzert. Völlig verrückt, aber es klappt. Der Film läuft, der Kommentar passt und Zuschauer und Künstler freuen sich. Und kaum einer denkt daran, dass die letzten Aufnahmen erst einige Stunden alt sind. Dirk sagte schon beim Kommentar-Aufnehmen lachend: “Wer, außer dir, würde so was machen?” Da hat er wohl Recht. Meine Verlagsleiterin, die immer an den Buchabgabetermin denkt, ist auch gleich in Ohnmacht gefallen, als sie davon hörte.

Bei den Proben zu Cover me lerne ich Ross Antony kennen, den ich im Fernsehen immer total nett fand. Er ist es auch in echt. Wir reden über Kinderbücher, weil er auch gerade an einem arbeitet. Spontan bietet er mir an, mein Kinderbuch auf seiner Internetseite zu verlinken. Ich bremse ab: “Guck es dir doch erstmal an, ehe du Werbung dafür machst!” Wie blöd bin ich eigentlich? Ich nehme so ein Werbe-Angebot nicht sofort an, weil ich finde, dass er nur dafür werben soll, wenn er es auch gut findet. Das darf die gurkentee- Marketing- Abteilung niemals erfahren! Sein Buch wird übrigens vermutlich auch im März erscheinen.

Zum Ausgleich gibt es im Cover-me-Programmheft eine ganze Seite Werbung, auf der der Prinz angekündigt wird. Sehr mysteriös und ohne nähere Angaben. Wer neugierig wird, guckt im Internet nach, was das überhaupt soll.




85 - Sonntag, 13. Dezember 2009
Nachdem ich in dieser Woche ausgerechnet noch Auftrags-Illustrationen für eine ganz andere Geschichte zeichnen muss, - eine Sache, die viel Spaß macht, aber zeitlich nun sehr ungünstig kommt -, bekommt die Verlagsleiterin einen energischen Zug um den Mund. Sie setzt den Abgabetermin des Prinzenbuches auf nächste Woche fest. Und da ist nicht mit ihr zu reden. Eventuell verlängert sie von Mittwoch auf Samstag, aber dann ist Schluss. Wegen der Auftrags-Illustrationen ging es nur wenig am Prinzen-Layout weiter und die drei noch fehlenden kleinen Bilder sind auch noch nicht gezeichnet.

Passend zum engen Termin löscht eine gurkentee-Mitarbeiterin - ich verrate jetzt nicht, welche - fast die gesamte Word-Textdatei der Text-Endfassung, als sie die Zeilen für einen der Hör-CD-Sprecher raussucht. Super. Das Geheimnis des Verlages: In Stresszeiten immer noch was kaputt machen und dann mühsam wieder zusammenbasteln. Das Zusammenbasteln aus der Layout-Datei übernimmt die Autorin, die dabei gleich noch textliche Änderungen einfügt, die ihr plötzlich besser erscheinen. Warum vor Wochen extra eine Lektorin über den Text geguckt hat und dafür bezahlt wurde, wird immer mysteriöser. Auf jeden Fall arbeitet der Verlag originell und findet ungewöhnliche Wege. Schreiben - lektorieren - ändern.

Trotz der vielen Arbeit sind alle gut gelaunt. Nachdem die Texterin beim letzten Durchlesen mehrfach laut lachen muss, obwohl sie den Text selber geschrieben hat, halten alle das für ein gutes Zeichen. Es gibt immer noch Zweifel innerhalb des Verlages, ob das Buch bei den Lesern ankommen wird, aber trotzdem ist die Grundhaltung “wenn nicht, egal.” Dem Verlag gefällt es, und das ist die Hauptsache. Nach irgendeiner Mode schreiben, nur weil das vielleicht besser verkauft wird, kommt nicht in Frage. Der eigene Weg muss es sein, und das ist in diesem Fall der gurkentee-Weg.

Die Verlagsleiterin hat mit ihrem Gatten bei einer längeren Autofahrt auch schon weiter geplant. Ein eigenes Verlagsgebäude könnte gebaut werden, der gurkentee-Tower. Genug Platz für alle Mitarbeiter und ganz viele Räume, in denen Bücher gelagert werden können. Und eine gute Aussicht, wenn man bei einer Tasse Tee auf der Dachterasse sitzt. Viel spricht nicht gegen diese großartige Idee.



86 - Sonntag, 20. Dezember 2009
Nur zwei Monate später als in der ursprünglichen Planung, nach der es jetzt Mitte Oktober sein müsste, ist der Prinz am Ziel. Nach ziemlich vielen Tagen Arbeit am Layout, schicke ich der arme Lektorin am Advents- Wochenende den inzwischen hier und dort geänderten Text zur Endkontrolle. Die Lektorin Trixi Bücker aus Paderborn ist übrigens die einzige Mitarbeiterin, die NICHT zum gurkentee- Verlag gehört. Beim internen Personal konnte niemand gefunden werden, der kompetent genug für diese Aufgabe war - auch wenn sie sonst immer so tun, als könnten sie alles. Nur fürs Fehler- Machen haben sich alle sofort wild winkend gemeldet, aber Fehler machen sie ja auch ohne speziellen Arbeitsauftrag genug.

Blöd ist, dass ich den Text nach dem ersten Lektorat nochmal stark überarbeitet habe, so dass er jetzt erneut lektoriert werden muss, aber ich finde, es hat sich inhaltlich gelohnt. Vermutlich habe ich aber beim schnellen Umstellen wieder zu viele Leerzeichen gesetzt, Kommas verschludert und Buchstaben vertauscht. Aber da die Lektorin so kurzfristig beim Schein des Adventskranzes die Fehler finden und mir heute noch mitteilen wird, - was ich nicht für selbstverständlich, sondern für extrem nett halte - kann ich sie korrigieren und danach alles abspeichern.

Und dann wird nach monatelanger Arbeit mein Prinz Ferdinand König fertig sein und ich bringe ihn am Montag zur Druckerei. Ein Grund zur Freude und ein tolles Gefühl. Eigentlich sollte ich einen Sekt aufmachen, aber das geht nicht, denn auch wenn ich supergut gelaunt bin und der Prinz für mich fertig ist, kann eine Seite noch nicht abgeschlossen werden: Die Seite mit den CD- Mitwirkenden. Es sind noch nicht alle Sprechrollen vergeben und da wo Namen stehen sollen, gibt es noch Lücken. Bisher hatte ich einfach keine Zeit mich da mal hinterzuklemmen und alles zu organisieren. Komischerweise haben sich die meisten Rollen schon ganz nebenbei und ohne Aufwand besetzt, aber vier Stimmen sind noch sprachlos. Ich weiß ungefähr, wen ich dafür gerne haben möchte, aber erst wenn ich gefragt und Zusagen bekommen habe, kann ich die Liste fertig machen und drucken lassen. Es ist diesmal schwieriger als bei der Giraffen-CD, denn die Stimmen müssen zur Rolle passen und einige Rollen sind außerdem relativ lang, so dass sie nicht mal eben nebenbei gesprochen werden können. Da müssen schon Spaß, die passende Stimme, eine gute Betonung und genügend Zeit zusammenkommen. Momentan überlege ich, ob der Professor eher eine helle oder eine dunkle Stimme hat. Davon hängt es ab, wer ihn spricht.

In der nächsten Woche habe ich noch mehr vor: Lieder für die Hör-CD machen. Beziehungsweise erst einmal Liedtexte. Für die Musik sind dann meine Familienangehörigen zuständig, die das eindeutig besser können. Wenn woanders Weihnachtslieder gesungen werden, werde ich also über Texten sitzen, jammern, dass sich das, was ich sagen will, einfach nicht reimt und meiner Familie Melodiefragmente vorsingen, bei denen sie in Gelächter ausbricht. Dauerbrenner ist bei uns seit Wochen meine schwungvolle Textzeile “Denn ich geh dem Glück entgegen”, die mein Sohn mit pessimistischen Moll-Klängen unterlegt und auf schleppendes Tempo gebracht hat. Wenn man sie hört - und er setzt sich ziemlich oft ans Klavier und singt sie - denkt man sofort an trübes Novemberwetter und könnte heulen. Aber trotzdem glaube ich fest daran, dass wir Hits schreiben werden. Vielleicht sollte ich meinem Sohn einfach mal die Mollakkorde verbieten und böse gucken, wenn er zu langsam spielt. Hat die Mutter von Freddy Mercury sicher auch immer gemacht.



87 - Sonntag, 27. Dezember 2009
Am Anfang der Woche bringe ich das Buch in die Druckerei. Bis auf kleine Restarbeiten ist es fertig. Also bei mir. In der Druckerei geht die Arbeit jetzt erst los. Ich liefer demnächst noch die hoffentlich bald vollständige Seite mit den CD-Mitwirkenden und die Titelvorder- und -rückseite, für die ich noch die genauen Maße aus der Druckerei brauche. Und jetzt kann ich mich um die Hör-CD kümmern.

Auf dem Rückweg bin ich zwar gut gelaunt, aber ich muss doch daran denken, wie laut ich nach der Abgabe des ersten Buches auf der Rückfahrt gesungen habe und wie sensationell das alles war. Jetzt habe ich mein drittes Buch in die Druckerei gegeben, und es ist fast schon normal. Ich singe gar nicht. Was aber auch daran liegt, dass ich inzwischen ein anderes Auto habe, bei dem das Radio nach dem Batteriewechsel nicht mehr funktioniert, weil ich den Sicherheitscode nicht mehr finde. Alleine im Auto zu singen, finde ich irgendwie blöd. Außerdem liegt Schnee und ich muss mich auf die Straße konzentrieren.

Im Gegensatz zur Situation beim ersten Buch weiß ich inzwischen auch, dass ich noch mehr Bücher machen werde. Das wird jetzt tatsächlich so was wie ein Beruf für mich werden. Mit noch mehr Lesungen und vielleicht auch mal Bilderbüchern für kleinere Kinder und längeren Geschichten für größere Kinder. Und mit einem Lagerraum für die vielen Bücher. Für den “Prinzen” räume ich jetzt mein kleines Filmzimmer frei, aber ab dem nächsten Buch muss ich etwas anmieten. Wenn ich es geschickt mache, miete ich jeweils einen kleinen Lagerraum in Hamburg, Berlin und München, was den Transport und die Verwaltung der Bücher enorm erschwert, aber supergute Geschäftsadressen ergibt. Muss ja keiner wissen, wenn die Fillialen des gurkentee-Verlages nur wenige Quadratmeter Lagerraum in abseitigen Nebenstraßen sind. Große Pläne für einen kleinen Verlag, aber das neue Jahr beginnt bald und das muss mit wilden Ideen gefüllt werden.



88 - Sonntag, 3. Januar 2010
Zweitausendzehn. Der gurkentee-Verlag hat es in das Jahr 2010 geschafft, ist guter Dinge, und Verlagsleiterin und das gesamte Team sind überzeugt, dass es ein richtig gutes Jahr werden wird. Das dritte Buch wird in einigen Wochen veröffentlicht und es gibt Pläne für weitere Projekte. Leider kommt die Arbeit am Hörbuch immer noch nicht aus dem Quark. Ich arbeite an der Hörbuch-Fassung, bin aber immer noch viel zu sehr mit Videos beschäftigt, die leider sehr dringend sind. Beides geht nicht mit voller Kraft, und so stelle ich mal wieder mein Hörbuch nach hinten. Eigentlich sollten jetzt die ersten CD-Aufnahmen schon gemacht sein. Und Liedtexte habe ich auch noch nicht geschrieben. Ich brauche deutlich mehr Tage in jedem Monat.

Um das Beste aus der Lage zu machen, arbeite ich momentan zügig an den Videos und bereite meine Prinzen- CD-Aufnahmen nur zwischendurch vor. Wenn sich alles sehr verzögert, werde ich die Buchveröffentlichung vielleicht etwas verschieben müssen, aber noch hoffe ich, dass sich alles unter einen Hut bringen lässt. Auf jeden Fall möchte ich bis zum 10. Januar alle Sprechernamen wissen und alle Rollen besetzt haben. Viele sind zum Glück nicht mehr offen, und das Rollenbuch wird wohl auch in den nächsten Tagen fertig sein.

Die komplette Geschichte muss für die Hör-CD nämlich überarbeitet werden und kann nicht einfach in der Originalfassung abgelesen werden. Aus der Zeile: “Der König rückte seine Krone zurecht, räusperte sich und sagte feierlich: “Sei willkommmen!””, wird:
Erzähler: “Der König rückte seine Krone zurecht.” - König (räuspert sich, spricht feierlich): “Sei willkommen!”

Das ist richtig viel Arbeit in der Vorbereitung, aber je gründlicher und durchdachter das Rollenbuch gemacht wird, desto besser gelingt nachher die CD. Vor allem will ich nicht zweimal aufnehmen müssen, weil ich beim ersten Mal nicht alles bedacht hatte. Auch die Geräusche sind wichtig. Wo bekomme ich einen plätschernden Bach her? Wo das Geräusch kollernder Felsbrocken? Aber nachdem ich für das letzte Hörbuch eine Giraffe im Teich tauchen lassen konnte, wird das diesmal wohl auch alles klappen. Es ist schon erstaunlich, was ich alles lerne im Leben. Dass ich mal so lässig Hörbuch-Regie mache, hätte ich auch nicht gedacht. Mal sehen, ob ich auch lässig Lieder machen kann. Da wird mir ja manchmal noch vor meinem eigenen Mut bang. Und soll ich die dann wirklich selber singen? Ab wann überschätzt man sich und merkt es nicht?



89 - Sonntag, 10. Januar 2010
Immer noch bin ich mit anderen Sachen schwer beschäftigt und kann nichts an der Hör-CD machen. Es ist wirklich schade. Mein Buch soll bald veröffentlicht werden und kurz vor Ende der Arbeit muss ich alles liegenlassen. Wollte ich das nicht eigentlich anders haben? Nicht mehr meine eigenen Sachen nach hinten stellen? Irgendwo gab es ein Planungsproblem und eine gurkentee-Problemlösungs-Konferenz wird das noch genau analysieren müssen.

Immerhin bin ich vernünftig genug, nicht mit Gewalt alles gleichzeitig durchziehen zu wollen. Vielleicht läuft die Arbeit an der CD nachher schnell und zügig durch, wenn ich dann ohne Ablenkung und mit voller Konzentration daran arbeiten kann. Allerdings fängt mein nächstes Projekt vermutlich gleich im Februar an und auch dann wird die Hör-CD, die nach ursprünglicher Planung dann eigentlich schon fertig sein sollte, an die zweite Stelle rücken. Es kann sein, dass die Buchveröffentlichung um ein paar Wochen nach hinten rückt. Aber noch will ich das gar nicht überlegen.

Die Druckerei kümmert sich zum Glück nicht darum, dass ich anderweitig beschäftigt bin und schickt mir in einem dicken Briefumschlag auf großen Papierbögen alle ausgedruckten Seiten, sowie ein Farbmuster. Ich bin sehr begeistert, denn die Seiten und auch die Farben sehen aus, wie ich sie haben will. Außerdem ist es tröstlich zu sehen, dass es mit meinem Buch weitergeht, auch wenn ich selber gerade gar keine Zeit dafür habe.

Die gedruckten Buchseiten machen mir eine prickelnde Vorfreude auf das erste fertige Buch vom Prinzen, das ich in meinen Händen halten werde. Wie sieht es gebunden aus? Wie dick wird es werden? Wann finde ich beim Blättern den ersten Fehler, der mir vorher immer entgangen ist?

Jetzt muss ich anhand der Ausdrucke nur noch alles einmal überprüfen und dann die fehlenden Namen auf der CD-Mitwirkenden-Seite eintragen. “Nur noch überprüfen” dauert so lange, dass ich das in dieser Woche gar nicht erst anfange. Außerdem sind zwei Rollen bei der Hör-CD immer noch nicht besetzt und können demnach nicht eingetragen werden. Da hat jetzt allerdings die Verlegerin ein Machtwort eingelegt und den Abgabetermin der Sprecherliste auf den 12.1. festgelegt. Das heißt, dass ich am 13.1. alles an die Druckerei und das OK fürs Drucken geben kann. Bis dahin muss ich einfach wissen, wer mitspricht.

Ist auch gar nicht kompliziert, aber ich muss mir die Zeit nehmen, mich mal dranzusetzen. Vermutlich fällt es mir schwer, weil der Kopf gerade mit anderen Sachen voll ist und ich mein Buch und die CD nicht “nebenbei” bearbeiten möchte. Lieber klar getrennt von anderen Dingen und als Hauptsache. Aber da werde ich jetzt wohl mal Zugeständnisse machen und “nebenbei” meine letzten Sprecher finden müssen. Und sobald die anderen Arbeiten fertig sind - was nicht mehr lange dauert - mit Schwung an die Hör-CD gehen.




90 - Sonntag, 17. Januar 2010
Es ist kaum zu glauben, aber es geht endlich weiter. Der unübersichtliche und zeitlich uneinschätzbare Videoberg ist so gut wie geschafft und ich merke, wie mein Kopf frei wird und der Prinz wieder reinhüpft. Es wird auch Zeit. Eigentlich wären der Dezember und der Januar die Monate für die Hör-CD gewesen, aber die Videos haben viel mehr Zeit beansprucht, als ich eingeplant hatte. Jetzt muss ich dringend loslegen, um noch etwas aufzuholen.

Mein Kopf ist sogar so frei, dass ich mich in einer ruhigen Stunde an den ersten Liedtext setze. Ich weiß, was ich will, was ich aussagen möchte und wie die Atmosphäre des Liedes sein soll. Gute Grundvoraussetzungen. Aber ich merke auch schnell, dass es gar nicht einfach ist. Es beginnt immer ganz gut. “Wie lang muss ich warten”, eine wunderschöne, balladige Zeile. Als Reim fällt mir sofort, und ohne jedes Nachdenken: “Nur die Harten komm’n in’n Garten” ein. Zack, reimt sich, aber die schöne Stimmung ist weg und ich frage mich grinsend, warum ich immer so einen Unsinn im Kopf habe. Leider fällt mir auch nicht viel anderes auf “warten” ein. Starten? Sparten?Tomarten??

Manchmal gibt es auf schöne Satz-Enden einfach keine passenden Reimwörter. Auch nicht im Reimlexikon. Oder ich habe zwei schöne Zeilen, die aber in Stil und Aussage nicht zu zwei anderen schönen Zeilen passen. Nehme ich jetzt die ersten und mache da weiter, oder ist der zweite Ansatz der bessere? Auf dem Tisch und im Papierkorb häufen sich die mit Zeilen und Wörtern bekritzelten Blätter. Ich find’s optisch gut, denn das sieht richtig nach Textarbeit aus. Eine Homestory mit einem Foto von den verworfenen Ideen wäre jetzt prima, wirkt aber nur, wenn ich gleichzeitig auch einen erfolgreichen Endtext vorweisen kann. Blätter mit Zeilen beschreiben und wegschmeissen kann jeder. Ich finde es aber positiv, dass ich anscheinend immerhin gute von schlechten Reimzeilen unterscheiden kann, was die hohe Ausschußrate zeigt.

Noch nehme ich es locker und sehe es als Herantasten und Einfühlen in das mir unbekannte Gebiet. Blöderweise habe ich ja auch noch Ansprüche. Ein halbwegs gereimter Kindertext ist mir zu wenig. Ich bin gespannt, ob ich meine Anforderungen an die Qualität des Textes aus Mangel an Talent noch herunterschrauben werde. Auf jeden Fall macht es mir Spaß und ich gehe mit noch ungebrochenem Optimismus heran. So lange der Text nicht geschrieben ist, kann ich mir auch vorstellen, dass er richtig toll wird.

In der nächsten Woche werde ich mit meiner Videoarbeit fertig sein und endlich wieder zur Autorin und CD-Produzentin werden. Alle Sprecherrollen sind besetzt und der Gärtner, der zuletzt besetzt wurde, wird zuerst aufgenommen. Nicht aus dramatischen oder produzentischen Gründen, sondern weil er gerade Zeit hat.


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