Als die kleine Giraffe ihre Punkte verlor
Ich mache ein Kinderbuch

Woche 52
- 15.Juli 2007



Regenwald in Papua-Neuguinea?






Wie schaffe ich es, im Bericht elegant zu überspielen, dass ich trotz der Zeit in Papua-Neuguinea nicht täglich an den Illustrationen arbeite? Das hatte ich für den Juli ja ursprünglich anders geplant. Aber irgendwie ist immer noch Arbeit da, die dringend erledigt werden muss, weil andere Leute damit weiterarbeiten müssen. Da ich die Sachen im Juni nicht geschafft habe, weil der dann doch kürzer war, als ich dachte, muss ich sie in meine Urlaubszeit rüberziehen. Ich entscheide, dass ich meinen Papua-Neuguinea-Urlaub bis in den August hinein ziehe, um die verlorene Zeit auszugleichen. Dabei verdränge ich, dass ich einigen Leuten versprochen habe, im August für sie Videos zu schneiden, da ich das im Juli nicht schaffe, weil ich da Urlaub mache.

Außerdem bin ich auf den Hund gekommen, auch wenn ich den in die Giraffengeschichte gar nicht einbauen kann. Ehe jetzt schlaue Kombinierer tippen, dass ich mir einen Hund aus dem Tierheim geholt habe, werfe ich nebenbei ein, dass ich einen Abend auf dem “Welpen-Seminar” war. Na? Aha!  -  Aber falsch.

Ich bin immer noch hundelos und werde das vorerst bleiben, aber ich schnupper gerade intensiver bei
D.O.G.S. und meinem Lieblings-Hundeversteher Martin Rütter rein und informiere mich in einigen Bereichen. Ist natürlich blöd, dass das gerade in meine Urlaubszeit fällt, ist aber auch sehr spannend und macht viel Spaß, so dass ich es nicht bis zu meiner Rückkehr aus Papua-Neuguinea verschieben möchte. Als Martin Rütter zu Wochenbeginn als Experte bei “Volle Kanne” im ZDF ist, begleite ich ihn und überlege kurz, ob ich da auch mal eingeladen werde, wenn im Herbst alle Exemplare meines Giraffenbuches innerhalb von 15 Minuten ausverkauft sind. Vielleicht sollte ich im Hinblick auf einen überwältigend schnellen Verkaufserfolg dann doch eine eher kleine Auflagenhöhe planen. Eine Auflagentiefe, also. Drei oder fünf Bücher wären sicher schon durch meine Familie abgedeckt und die würden das wohl auch schaffen bei mir innerhalb von 15 Minuten zu bestellen. Zur Not ruf ich bei ihnen an und erinnere sie. “Komplette Auflage in 15 Minuten verkauft!!” wäre eine Meldung, die es auf Titelseiten und sicher auch in die Nachrichtenmagazine schaffen sollte.

Trotz aller Ablenkung durch Demos schneiden, Fotoarchive durchsuchen und Hunde verstehen, habe ich die Giraffe im Blick und besuche den “großen Makiki”, um seine Stimme für die Hör-CD aufzunehmen. Er hat eine der Hauptrollen und bekommt einen kurzen Moment lang große Augen, als er den Text sieht, der sich ausgedruckt auf mehrere Din-A-4-Seiten verteilt. Aber er hätte auf zwei Seiten gepasst, wenn ich ihn in 10-Punkt-Schrift ausgedruckt und alle erklärenden Nebensätze weggelassen hätte! Allerdings war ich selber überrascht, dass es doch mehr Sätze waren, als ich vorher grob abgeschätzt hatte. Mir war der große Makiki bis dahin immer etwas wortkarg erschienen, aber der sagt doch schon ganz schön viel. Während der Aufnahmen grinse ich mich dann mit zufriedenem Gesichtsausdruck fast weg, als ich den bis dahin nur gezeichneten Makiki endlich mal sprechen höre und freue mich schon auf die fertige Hör-CD. Dabei ist die doch nur ein kleines Extra im Buch. Und dass DAS fertig wird, ist jetzt wichtig.

Zufällig erfahre ich, dass man bis nach Papua-Neuguinea 23 Stunden fliegt. Kein Wunder, dass ich so wenig Zeit für meine eigenen Sachen habe, wenn ich ständig im Flieger sitze, zwischen Papua und Zuhause hin und her pendel und jedesmal ein ganzer Tag drauf geht! Aber heute ist der letzte Arbeitstag, die letzte Arbeitspost geht morgen raus und ab dann packe ich meine Malsachen und es geht ab in den Dschungel...


Fällt es auf, wenn ich in meiner Hundebegeisterung versuche einen europäischen Hund irgendwie in die afrikanische Giraffengeschichte einzubauen?
Ist meine feste Überzeugung, dass ab dieser Woche endlich keine “Fremd”-Arbeit mehr ansteht und ich noch zwei Wochen ruhigen Urlaub habe, ein wackeliger Wunsch?
Und was passiert sonst noch?



Woche 53 - 22.Juli 2007
Es geht rasant weiter. Das liegt daran, weil ich mir endlich Zeit für die Giraffe nehmen kann, aber auch, weil Aquarellfarben bei über 30 Grad Lufttemperatur schon beim Auftragen trocknen und damit ein rasantes Tempo beim Ausmalen erforderlich ist. Aber egal. Sonnenschirm auf, Radio an und los geht’s.

Auch in den Urwäldern von Papua-Neuguinea - in denen ich mich ja aus urlaubstechnischen Gründen zurzeit offiziell befinde - gibt es Plätzchen, die mich sehr an meinen heimischen Grillplatz erinnern. Das Radio hat sogar WDR-Empfang!

Manchmal gibt es auch Wolken am Himmel, oder ein Regenguß treibt mich für eine Weile unter ein Dach, aber ich habe endlich das Gefühl “frei” zu haben und täglich an der Giraffe arbeiten zu können. Dazu gehört auch, dass ich das Affenmädchen besuche und für die Hör-CD aufnehme. Als mir die Idee kam, dass die vielen kleinen Rollen auf der CD nicht alle von mir, sondern von anderen Leuten gelesen werden könnten, fiel mir ihre Stimme sofort für die des Affenmädchens ein. Als ich jetzt während der Aufnahme neben ihr stehe, spricht sie genau so, wie ich mir das vor Monaten vorgestellt habe. Es passt perfekt und ich freue mich!

Jetzt fehlen nur noch die Eidechse und das Affenbaby, die aber noch länger in Urlaub sind. Die untermalende Gitarrenmusik, die ein Freund extra für die Hör-CD gemacht hat, wird in zwei Wochen aufgenommen, und spätestens dann werde ich auch die Erzähler-Stimme und die Giraffen-Stimme aufnehmen, die ich selber mache. Es hätte zwar Sprecher und Sprecherinnen gegeben, die das besser können, aber ich will mit der Hör-CD trotzdem noch was zu tun haben, weil sie doch Teil meines Buches ist.

Bei den Illustrationen komme ich an die Bilder, in denen Giraffe und Affen sich auf den Rückweg machen, was aber ein wenig irreführend ist, denn das letzte Bild der Geschichte ist schon länger fertig, dafür fehlen in der Mitte noch einige. Aber es geht definitiv auf das Ende zu. Bis zum definitiven Ende wird es aber noch einige Wochen dauern.


Fliegen Eidechsen eigentlich in Urlaub oder laufen sei einfach ein Stück bis zu einem schönen, sonnigen Stein - und dürfen Affenbabys überhaupt alleine unterwegs sein?
Sollte ich mir lieber einen neuen Scanner holen, weil der alte manchmal so seltsame Streifen scannt?
Und was passiert sonst noch?



Woche 54 - 29.Juli 2007
Mit Bleistift vorzeichnen, mit Tusche nachziehen, mit Aquarellfarben bunt ausmalen. Je nach Wetter draußen oder drinnen. Dazwischen lesen, Tee trinken, Papierberge sortieren und einfach mal Ferien haben. Sehr unspektakulär, aber auch sehr erholsam. Und seitdem es sich herumgesprochen hat, dass ich in Papua-Neuguinea untergetaucht bin, klingelt das Telefon kaum noch. Das kann allerdings auch daran liegen, dass um mich herum die meisten Leute ganz real in Urlaub gefahren sind und vor lauter Entspannung und Freizeit vielleicht gar nicht mehr daran denken, mich anzurufen.

Meine Bilder zeigen zurzeit eine leichte Stiländerung, die nicht auf meinen entspannten Urlaub, auf nachlassende Energie oder eine grundsätzliche Persönlichkeitsveränderung zurückzuführen ist, sondern zur Geschichte gehört. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mit dem Buch schon längst fertig wäre, wenn ich alle Illustrationen in diesem Stil gemacht hätte. Schade, dass ich da nicht schon früher drauf gekommen bin. Oder, nee, doch nicht schade.

Außerdem gefällt mir auf einem der schon lange fertigen Bilder mit Affen und Krokodil das Krokodil inzwischen nicht mehr. Das muss viel gefährlicher aussehen. Da muss ich nochmal ran. Soll ich nun das komplette Bild neu machen oder nur ein neues Krokodil malen, das ich dann am Computer mit einem Bildbearbeitungsprogramm in die alte Illustration einarbeite? Die Affen finde ich nämlich in Ordnung. So lange das optisch nicht auffällt und ich die Originalbilder nicht in einem Museum ausstellen muss, ist das eigentlich völlig egal, wenn ich am Computer mische. Na, und sogar WENN ich sie ausstellen muss, gäbe das ja den Kick für die Besucher: “Guck mal, da war das so ein Bestseller, dieses Giraffenbuch, und dabei hat sie sich das Krokodilbild total zusammen geflickt!” Da ich nicht ernsthaft plane, jemals eine Originalillustration auszustellen, werde ich es wohl zuerst mit dem Einfügen versuchen. Wenn es blöd aussieht, kann ich immer noch die komplette Illustration neu machen.


Muss ich mir nochmal gelbe Aquarellfarbe kaufen, oder reicht der Rest für die letzten Bilder?
Rede ich tatsächlich schon von “den letzten Bildern”??
Und was passiert sonst noch?


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