Als die kleine Giraffe ihre Punkte verlor
Ich mache ein Kinderbuch

Woche 25
- 17.Dezember 2006
Kaum geht meine “Jetzt arbeite ich aber mal ganz intensiv an der Giraffe”-Zeit los, mische ich den Laden so richtig auf. Als erstes fliegt einer der Affen aus der Herde raus. Was brauche ich acht Affen? Das ist viel zu unübersichtlich, und außerdem passen die alle zusammen nur schwer auf den Giraffenrücken. Es bleiben sieben Affen, was sich richtig gut und vor allem geheimnisvoll symbolisch anhört, auch wenn es das gar nicht ist. Im Prinzip sollen die Affen anonym und eben eine Herde bleiben, aber als Arbeitsnamen vergebe ich: Vater, Mutter, Baby, Tante, Onkel, Junge, Mädchen. Ich zeichne sie und weiß dann endlich, wie sie aussehen. Ganz nett, finde ich, vor allem unternehmungslustig.

Mit dem Affen Nummer 8, der aus der Geschichte fliegt, fliegt jetzt natürlich auch der Affe Nummer 8 aus der Hör-CD raus. Zum Glück habe ich ihn als Sprechrolle noch nicht vergeben. Aber auch das fast fertige Bild mit der aus dem See trinkenden Giraffe muss raus. Da sind nämlich noch acht Affen drauf, die außerdem noch etwas anders aussehen als die jetzt existierende Herde. Ist ja super, wie ich durch geschickte Planung meinen Arbeitsaufwand vergrößere! Leicht gemacht wird mir die Entscheidung, weil ich die Affen inzwischen doch lieber in einem warmen, hellen Braunton haben möchte und nicht in einem dunklen, kalten Farbton wie auf dem See-Bild. Außerdem ist das bei mir fast normal, dass ich einige der ersten Bilder nochmal mache, weil sich der Charakter der Figuren inzwischen verändert hat. Wird bestimmt prima, wenn ich am Ende der Arbeit die ersten 28 Illus nochmal machen will.

Auch bei der Schrift will ich ein letztes Mal nach Alternativen gucken, denn ich habe ein neues Schriftenpaket geholt, das ganz vielversprechend aussieht. Ich halte mich aber unbedingt an den Platzbedarf der bisherigen Schrift, so dass eine neue Schrift nur anders aussehen, auf keinen Fall aber mehr Platz beanspruchen darf. Schon alleine mit dieser Vorgabe erreiche ich, dass die meisten Schriften gar nicht in die engere Auswahl kommen können. Da ich aber intensiv an den Bildern arbeiten will und darum an deren Abmessungen nichts mehr ändern werde, kommen neue Formate nicht mehr in Frage.

Nachdenklich macht mich nur meine Insgesamt-Aktivität. Dafür, dass ich davon überzeugt bin, jetzt endlich viel Zeit für die Giraffe zu haben, mache ich immer noch zu viel andere Sachen. Das muss ich ändern. Also doch Telefon komplett rausziehen und an die Haustür ein Schild hängen mit dem Satz: “Bin in etwa drei Monaten zurück” ?

Ist ein Schild “Bin in drei Monaten zurück” eigentlich sinnvoll, wenn es drei Monate lang an der Tür hängt und nicht aktualisiert wird?
Habe ich schon erwähnt, dass gar nicht Giraffen, sondern Affen meine Lieblingstiere sind?
Und was passiert sonst noch?


Woche 26 - 24.Dezember 2006
Dass der heutige Giraffenbericht genau am 24. Dezember fällig ist, halte ich für ein gutes Zeichen. So wie ich inzwischen fast alles für ein gutes Zeichen halte. Passend und motivierend ist auch mein Horoskop, das ich beim zufälligen Durchblättern einer zufälligen Zeitschrift sehe:
Sie wissen genau, was Sie wollen und haben Ihre Entscheidung getroffen. Allen Beteiligten stehen die Haare zu Berge. Macht nichts, Sie schätzen die Lage richtig ein.  
Toll, oder? Heißt doch, ich kann machen, was ich will und es ist die richtige Entscheidung. Seitdem ich Hape Kerkelings Buch “Ich bin dann mal weg” gelesen habe, nehme ich solche anscheinend zufälligen Sätze, die mir plötzlich bewußt vor die Augen oder Ohren kommen, als persönliche Hinweise und lebe gut damit. Liegt vielleicht auch daran, dass ich unterbewußt selektiere und nur aufmunternde Hinweise erkenne. Sätze wie “Lass es sein” oder “Giraffen sind blöd!” bemerke ich seltsamerweise nie irgendwo. Übrigens entschied ich noch während des Lesens des Hape-Buches, dass ich endlich mein Giraffenbuch machen werde und auch sofort damit anfange. Damit ist Hape Kerkeling zwar nicht komplett schuld an der kleinen Giraffe, aber er hat mir den letzten, ziemlich energischen Stups gegeben. Ich sollte ihn, wenn ich eine Feier zur ersten Millionenauflage mache, einladen. Vielleicht mag er Giraffen.

Das Bild mit der aus dem See trinkenden Giraffe zeichne ich in der zweiten Version mit den neuen Affen und es sieht so ähnlich aus wie die Urversion. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten sieht man, dass es mindestens 200 kleine Unterschiede gibt. Die Sonne scheint zum Beispiel nicht mehr von links, sondern von rechts. Auch die Bepflanzung im Hintergrund ist ganz anders, was einen Grund hat: Ich habe nämlich keine Lust nochmal komplett das Gleiche zu zeichnen und verändere darum die Vegetation. So einfach ist das. Ich ahne, warum Gott so völlig verschiedene Erdregionen geschaffen hat.

Mit Energie gehe ich an das nächste Bild, aber als ich mit dem Vor- und Tuschezeichnen fertig bin, finde ich den Giraffenhals etwas zu lang. Außerdem finde ich es plötzlich schöner, wenn die Giraffe von der Seite zu sehen ist. Also nochmal. Kaum bin ich bei der zweiten Version mit dem Tuschezeichnen fertig, finde ich den Giraffenkopf zu groß im Verhältnis zum Körper. Außerdem ist das Motiv von vorne doch schöner. Mit Variante Nummer drei bin ich ganz zufrieden, aber irgendetwas stört mich auf einmal. Aber was? Da fällt es mir auf: Die Giraffe lacht und zeigt ihre Zähne. Aber meine Giraffe lacht nicht auf diese Art, das weiß ich einfach. Sie ist still und freut sich mehr innerlich. Also nochmal von vorne.

Jede Variante dauert mit Vorzeichnen übrigens etwa 45 Minuten. Auf jeder Zeichnung gibt es eine Giraffe, sieben Affen, zwei Frösche und einige Pflanzen, die optisch ansprechend im Format untergebracht werden müssen. Zum Glück packe ich es beim vierten Versuch dann endlich und die Vorzeichnung kommt durch meine kritische Prüfung. Jetzt kann es nur noch passieren, dass sie mir später farbig ausgemalt nicht gefällt und ich sie neu machen muss. Soll keiner sagen, ein Kinderbuch wäre mal schnell gemacht. Und was für ein Glück, dass ich die Illustratorin nicht stundenweise bezahlen muss!


Ich habe die erste Reaktion von Leuten, die wirklich nur über meinen Autoaufkleber vom Buch erfahren haben. (Viele Grüße an Steffi und Kerim!)
Habe ich eigentlich noch genug gelbe Farbe, um in der nächsten Woche gelbe Giraffe und gelbe Savanne malen zu können?
Und was passiert sonst noch?



Woche 27 - 31.Dezember 2006
Das alte Jahr hört heute auf, morgen fängt ein neues an - ein idealer Zeitpunkt, um mal einen Zwischenbericht abzugeben:
Vor genau sechs Monaten begann ich mit der Geschichte von der kleinen Giraffe. Manchmal denke ich, dass ich schon längst fertig sein müsste, aber es sind immer noch so viele andere Sachen zu tun, dass das Kinderbuch eher “nebenher” laufen muss. Täglich mindestens eine Stunde konsequent daran zu arbeiten, habe ich zum Beispiel immer noch nicht geschafft. Trotzdem ist in den vergangenen Monaten eine Menge passiert:

Die komplette Geschichte ist fertig geschrieben und überarbeitet und kann jetzt korrekturgelesen werden. Das Format und die Seitenanzahl ist festgelegt, eine Druckerei ist gefunden und ich haben einen Kostenvoranschlag bekommen. Ich habe mich bewußt gegen eine ISBN-Nummer und gegen einen Verlag entschieden, weil ich das in meiner Auflagenhöhe alles problemlos alleine machen kann. (Wobei - realistisch gesehen - auch kein Verlag mit offenen Armen auf mich zulaufen und rufen würde: “Endlich, ein Kinderbuch!”.) Die Aufteilung der Bilder und des Textes auf den Seiten ist festgelegt, die ersten zehn Illustrationen sind ziemlich fertig gezeichnet und ich weiß ungefähr, wie die anderen 40 werden. (...“die anderen 40” - so eine Aussage lässt mich nur nicht völlig verzweifelt gucken, weil da auch ziemlich kleine dabei sind. Und weil ich die Menge von so vielen Illustrationen einfach verdränge.) Es wird zum Buch eine Hör-CD geben und ich habe dafür schon einige Sprecher angefragt und Zusagen bekommen. Ein Panther und ein Faultier wurden spontan in die Geschichte eingebaut, das Faultier und auch einer der Affen rausgeworfen und ich finde, dass sich das alles sehen lassen kann.

Mein Ziel für 2007 ist, dass das Buch Ende Mai verkaufsbereit ist. Ob ich das schaffe, ist etwas fraglich, weil wirklich noch sehr viel Arbeit darin stecken wird und der Wunschtermin in knapp sechs Monaten erreicht ist. Aber ich nehme es mir zumindest fest vor. Allerdings schiebe ich den Veröffentlichungstermin sofort nach hinten, wenn die Fertigstellung nur mit Stress und nicht in der Qualität zu erreichen ist, die ich mir vorstelle. Wenn es also bei den Illustrationen oder dem Zusammenschnitt der Hör-CD hakt, lasse ich mir lieber etwas mehr Zeit. Außerdem sollte ich mal die Druckerei fragen, wie lange sie für den Druck braucht und spätestens im Februar mal testen, ob sie die von mir am Computer gesetzten Seiten überhaupt öffnen und drucken können.

Januar und Februar werden hoffentlich sehr illustrationshaltige Monate werden, im März und April werden dann die Aufnahmen zur Hör-CD dazu kommen und gleichzeitig das Buch am Computer gesetzt werden. Ich bin so gespannt!


Und während das Jahr endet, indem die immer noch gepunktete Giraffe fröhlich ins Wasser läuft, möchte ich mich herzlich bedanken:
Bei meiner Familie, die überhaupt nicht auf die Idee kommt, mir von diesem Projekt irgendwie abzuraten, sondern - im Gegenteil - die Sache für völlig verrückt und völlig in Ordnung hält.
Bei allen interessierten Berichtelesern, die für den Fortgang der Arbeit unglaublich motivierend sein können.
Bei den Freunden, die sofort und gerne ihre Teilnahme an der Hör-CD zugesagt haben.
Bei allen Buch-Vorbestellern, auch wenn man noch gar nicht vorbestellen kann.
Und bei all denen, die vom Projekt hören und einfach sagen: “Finde ich toll!”

Ich wünsche ein gutes und wunderbares Jahr 2007!


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